Internationales Forschungsnetzwerk "Lebensformen"

Koordination: Estelle Ferrarese

Das Netzwerk

Das internationale Forschungsnetzwerk (Groupement de recherches international, GDRI) „Lebensformen“ wurde offiziell im April 2016 in New York gegründet. Auslöser war die Veranstaltung "Contemplating Vulnerable Forms of Life", in deren Vorfeld es mehrere Ateliers am Centre Marc Bloch, an der Sorbonne und der Humboldt-Universität gegeben hatte. Das aus den Ateliers entstandene Netzwerk nahm schliesslich die aktuelle Form des GDRI an. Finanziert vom Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS), ist es für vier Jahre (2017–2020) am Centre Marc Bloch angesiedelt und besteht aus 32 ForscherInnen und NachwuchswissenschaftlerInnen. Es vereint die Humboldt-Universität zu Berlin, die Johns Hopkins University Baltimore, die City University of New York, die Doshisha University Kyoto, die Universität La Sapienza in Rom sowie die CNRS-Forschungszentren ISJPS (Sorbonne) und EPIDAPO (Los Angeles).

 

Das Projekt

Das Konzept der Lebensformen hat seit der Jahrtausendwende einen spektakulären Aufstieg innerhalb verschiedener Fachbereiche erfahren, von der Soziologie über die Ethik und Politik bis hin zur Anthropologie, und bildet einen der wichtigsten Verbindungspunkte zwischen den Geistes- und Sozialwissenschaften und den Naturwissenschaften. Dieses Netzwerk hat zum Ziel, ein über Fachgrenzen und Denktraditionen hinaus kohärentes Forschungsfeld zu schaffen und zu gestalten.

Sei es im Rahmen der Kritischen Theorie, der Philosophie der Alltagssprache nach Wittgenstein und Cavell, der von Foucault geprägten Theorie der Biopolitik oder der anthropologischen Strömungen, die sich mit den Verschränkungen des Sozialen und des Biologischen beschäftigen – der Begriff der Lebensform ermöglicht es in erster Linie, neue Formen der Kritik dessen zu formulieren, was gegeben scheint. Und weil er die Verknüpfungen des „Sozialen“ mit dem „Vitalen“, auf denen die Institutionen der menschlichen Welt beruhen, in ein neues Licht stellt, verlangt er eine umfassenden Reaktualisierung der grundlegenden Kategorien der Geisteswissenschaften. Des Weiteren eröffnet der Begriff in einer von globalen Umwälzungen betroffenen Welt eine Perspektive auf die neue Verletzlichkeit menschlicher Lebensformen, ja der menschlichen Lebensform an sich.

Die Forschungsgruppe hat sich zum Ziel gesetzt, zu erforschen, wie eine Ethik der Lebensformen im Licht der menschlichen Verletzlichkeit aussehen könnte, die Frage nach einer Politik der Lebensformen in Anbetracht von deren Handlungsfähigkeit zu stellen, die Erhaltung der globalen Lebensform in einer Katastrophensituation in den Blick zu nehmen sowie die Interaktionen zwischen Politik, Anthropologie und Biologie im Bereich der Epigenetik und der Daten zu untersuchen.

 

Seminare und Tagungen

  • 14. März 2016, "The meaning of care in different traditions", Doshisha University Kyoto
  • 5. April 2016, "Contemplating Vulnerable Forms of Life", City University New York
  • 21. Juli 2016, "Forms of life and second nature", Humboldt-Universität Berlin
  • 15. und 16. September 2016, "The form capitalism gives to our lives", Centre Marc Bloch Berlin
  • 7. und 8. März 2017, "Forms of Vulnearibility, Bodies and the Self", Doshisha University Kyoto
  • 8. und 9. Juni 2017, Workshop "Intersex. Beyond the Binaries", EPIDAPO Los Angeles
  • 26. und 27. Juni 2017, internationale Konferenz "Martha Nussbaum. De la fragilité du bien à la justice poétique", Paris I
  • 14. und 15. September 2017, "Alternative Traditions in Contemporary Ethics", La Sapienza Rom
  • 26. und 27. November 2017, "The Avoidance and Appearance of the Child", Johns Hopkins University Baltimore