PD Dr. Patricia Hertel
VITA
Biografie
Patricia Hertel ist Privatdozentin an der Universität Basel und assoziierte Forscherin am Centre Marc Bloch im Forschungsschwerpunkt „Zirkulationen“. Als Historikerin für die Geschichte Europas des 19. und 20. Jahrhunderts liegen ihre Forschungsschwerpunkte in der transnationalen Geschichte und in der Kulturgeschichte. Derzeit forscht sie zu Praktiken beruflicher Reisen im Zeitalter des Fliegens.
Nach einer Ausbildung zur Verlagskauffrau absolvierte sie ein Studium der Germanistik, Geschichte und Lusitanistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie eine Ausbildung zur Journalistin am Institut zur Förderung publizistischen Nachwuchses. Sie promovierte an der Universität Freiburg/Schweiz mit einer Studie zur Erinnerung an das islamische Mittelalter in den iberischen Nationalismen des 19. und 20. Jahrhunderts (veröffentlicht auf Deutsch und Englisch). Mit einem zweijährigen Postdoc-Stipendium des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) forschte sie als Gastwissenschaftlerin am King’s College London, am Deutschen Historischen Institut London, an der Universidad Complutense in Madrid und der Universitat de València. 2023 habilitierte sich an der Universität Basel mit der Studie Europe’s Favourite Dictatorships: Southern Authoritarianism, Tourism, and the «Free West». Von 2021 bis 2025 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Centre Marc Bloch Berlin und ist dort seit 2025 assoziierte Forscherin. Im akademischen Jahr 2023/2024 vertrat sie die Professur für Globalgeschichte von Professor Michael Goebel an der Freien Universität Berlin. Seit 2010 ist sie als Lehrbeauftragte zur Geschichte des 19. und 20. Jahrhundert sowie zum wissenschaftlichen Schreiben an verschiedenen Universitäten (Basel, St. Gallen, Luzern und Freiburg/Schweiz) tätig.
Mutterinstitut:
Universität Basel
FORSCHUNG
Forschungsthemen
• Europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts
• Reisen und Mobilität
• Infrastrukturen und ihre Nutzung
• Internationale Beziehungen
• Historische Raumvorstellungen
• Erinnerung und Gedächtnis
• Diktaturen, autoritäre Regime
• Nationalismus, Identitätsvorstellungen
Forschungsprojekt
Flugreisen und die Veränderungen der globalen Arbeitswelt, 1920er- bis 1990er-Jahre
Die technische Möglichkeit des Fliegens veränderte die Art und Weise internationaler Geschäftsbeziehungen. Die Fähigkeit, lange Strecken in kürzerer Zeit zurückzulegen veränderte die Arbeitsabläufe in Produktion und Werbung internationaler Unternehmen ebenso wie die Häufigkeit, die Orte und die Länge von beruflichen Treffen und Geschäftsreisen. Gleichzeitig brachte das Fliegen neue Geschäftsmodelle hervor, und es entstanden Firmen, deren Existenz von Flugreisen abhing. Insgesamt wurde die moderne Geschäftswelt zunehmend abhängiger von Flugreisen, und ihr soziales Spektrum reichte vom Handelsvertreter mitteständischer Unternehmen hin zu einer kosmopolitischen Elite, die der Soziologe Richard Senett als «Davos Men» beschrieben hat. Diese Forschungsprojekt analysiert mit Methoden der Kulturgeschichte, wie Flugreisen in Verbindung mit modernen Kommunikationstechnologien internationale Geschäftsbeziehungen und Geschäftswelten veränderte. Berufliche bedingte Flugreisen waren, so die These des Projekts, ein relevanter Faktor für die Entstehung und die Sichtbarkeit einer neuen Mittel- und Oberschicht in Europa und der Welt;
sie schufen Dynamiken der Vernetzung ebenso wie der Marginalisierung bestimmter sozialer Gruppen. Die Analyse von Praktiken und Konventionen rund um geschäftliche Flugreisen dienen als Perspektive auf den Wandel der Geschäftswelt durch internationale und globale Mobilität im 20. Jahrhundert.