Der Provenienzforschungsfonds fördert sechs neue Projekte

Der Provenienzforschungsfonds fördert sechs neue Projekte

Nach dem erfolgreichen Start im Jahr 2023 hat der Deutsch-Französische Provenienzforschungsfonds zu Kulturgütern aus Subsahara-Afrika es drei Pilotprojekten ermöglicht, neue wissenschaftliche Kooperationen zu realisieren. Im Jahr 2025 kommen sechs neue Projekte hinzu.

 

Zwei Projekte mit einer Laufzeit von bis zu 18 Monaten widmen sich der Herkunft, Bedeutung und dem historischen Kontext von Kulturgütern aus Sub-Sahara Afrikam die sich in deutschen und französischen Sammlungen befinden.

 

Mit der Erforschung von kolonialen Fotografien und ihrer Nutzung in der nationalen kolonialen Propaganda nimmt sich das Projekt PHOTOTOGO einem für die klassische Provenienzforschung untypischem Korpus an. In einem transnationalen und interdisziplinären Verbund untersuchen Expert*innen aus Lomé, Marseille und Freiburg eine bislang wenig erforschte Sammlung von Fotografien aus Togo im Museum Natur und Mensch Freiburg.

Im Mittelpunkt der Arbeit des Projektes DIASKW stehen zwei bislang unbearbeitete Bestände der Sammlung „Kulturen der Welt“ bei den Lübecker Museen: Eine frühkoloniale Sammlung aus der Demokratischen Republik Kongo, die auch menschliche Überreste umfasst und spätkoloniale Masken und Skulpturen aus dem Kongo und Kamerun. Ziel ist es durch Erwerbsumstände in enger Zusammenarbeit mit den Herkunftsgesellschaften zu rekonstruieren.

 

Zusätzlich laufen im Sommer 2025 die ersten vier Projekte an, die im Rahmen der neu entstandenen Finanzierung für Netzwerk-Arbeit ausgewählt. So sollen Mobilitäten und Austausche für ein Jahr gefördert werden, um umfassendere Projekte zu konsolidieren.

 

Das Projekt PROV-GUI beschäftigt sich mit Sammlungsstücken aus Guinea, die sich in sächsischen Museen befinden und weitgehend unerforscht sind. COULEURS erweitert den methodologischen Rahmen der Provenienzforschung mit ihren chemischen Analysen zu Textil-Objekten und Farben. Das Projekt RÉPARER L’ABSENCE führt eine partizipative Untersuchung zu Sammlungen von Objekten und ausgestopften Tieren durch, an der französische und deutsche Forscher sowie senegalesische Institutionen und Zivilgesellschaft beteiligt sind. Das Projekt CADEAU SENGHOR schließlich beleuchtet den transnationalen Charakter der Provenienzforschung, indem es eine Sammlung afrikanischer Objekte in Brasilien anhand eines vergleichenden Ansatzes und Quellenarbeiten in Deutschland und Frankreich untersucht.

 

Der Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats Prof. Souleymane Bachir Diagne ordnet die Entwicklung des Fonds ein: „Die zweite Förderrunde zeigt erneut, wie vielfältig und kooperativ Provenienzforschung sein kann. Diese Projekte tragen zur thematischen und geografischen Ausdifferenzierung der Provenienzforschung bei, und unterstreichen somit die Ambition des Fonds eine interdisziplinäre und methodologisch innovative Forschung zu fördern. Die Projekte verbinden wissenschaftliche Exzellenz mit einem starken Engagement für den Dialog mit den Herkunftsgesellschaften.“

 

Die 2023 von den Regierungen Frankreichs und Deutschlands ins Leben gerufene Initiative „Deutsch-französischer Provenienzforschungsfonds zu Kulturgütern aus Subsahara-Afrika“ zielt darauf ab, die Forschung zur Herkunft von afrikanischen Gegenständen in öffentlichen Einrichtungen der beiden Länder zu fördern.

 

Anträge für Forschungsprojekte im Rahmen der jährlichen Ausschreibung können bis zum 15. Januar 2026 eingereicht werden, Projekte für Netzwerk-Aktivitäten bis zum 31. Dezember 2025.


Kontakt

Dr. Julie Sissia – Wissenschaftliche Leiterin
E-Mail: julie.sissia@cmb.hu-berlin.de

 

Philon Griesel – Pressekontakt
E-Mail: philon.griesel@cmb.hu-berlin.de