19. November 2025 • 10:00
Centre Marc Bloch - Tillon-Saal & Online
“Gewalt Ausstellen”. Diskussion um die Ausstellung im Deutschen Historischen Museum
Agata Pietrasik & Maciek Gugała
Diskussion mit Agata Pietrasik (FU Berlin) & Maciek Gugała (Deutsches Historisches Museum)
In der unmittelbaren Nachkriegszeit standen die europäischen Gesellschaften vor einer
drängenden Frage: Wie sollte die Erfahrung von Gewalt und Vernichtung, die der Zweite Weltkrieg
und die nationalsozialistische Besatzung mit sich gebracht hatten, öffentlich vermittelt werden?
Eine bislang wenig beachtete, jedoch prägende Antwort bildeten die Ausstellungen der Jahre 1945–
1948, die in vielen Ländern Europas – etwa in London, Paris, Warschau, Liberec oder Bergen-
Belsen – von sehr unterschiedlichen Akteuren organisiert wurden. Zumeist von NS-Verfolgten
und Holocaust-Überlebenden konzipiert, wollten sie die NS-Verbrechen, den Holocaust und den
Widerstand dokumentieren und dabei Emotionen und Wissen durch Bilder, Objekte und
Szenografien verbinden.
Diese frühen Nachkriegsausstellungen waren politische Räume: Sie erzählten von der Gewalt,
zogen Trennlinien zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Opfern und Tätern, und
eröffneten den Besucherinnen und Besuchern die Möglichkeit, ihre eigene Erfahrung als Teil dieser
Geschichte zu begreifen. Damit waren sie auch Projekte mit einem demokratischen Anspruch, die
in einer glaubwürdigen Form vermitteln sollten, was geschehen war – im klaren Gegensatz zur NS-
Propaganda. Zugleich spiegelten sie die Spannungen der Nachkriegszeit: den Wunsch nach
Wiederaufbau und Zukunftsgestaltung ebenso wie das Verdrängen von Schuld und das
Marginalisieren von Minderheitenperspektiven.
Die Ausstellung des Deutschen Historischen Museums lädt dazu ein, dieses europäische
Phänomen neu zu betrachten und die Rolle der Ausstellungen als Medien der politischen
Auseinandersetzung und als Bausteine demokratischer Erneuerung zu diskutieren.
Am 18. November wird Ihnen vor dieser Veranstaltung ein Besuch der Ausstellung angeboten.
Bitte melden Sie sich bis zum 1. November per E-Mail unter pole1@cmb.hu-berlin.de an.