Forschungsseminar

Begegnungen zu verknüpften Machtverhältnissen: Klasse, Geschlecht, Rassialisierung, Sexualität

14 décembre | 14h00

In der Geschichte der feministischen Bewegung gehen Psychoanalyse und Feminismus selten Hand in Hand. Vielmehr stellen die Debatten um ihre Vereinbarkeit ein Spannungsfeld dar: der angeprangerte Androzentrismus der Psychoanalyse und ihres Kanons scheinen ihre Aneignung durch Feministinnen unmöglich zu machen.

Trotzdem gab es immer wieder Versuche von Feministinnen, die Psychoanalyse zur Entwicklung eines feministischen Emanzipationsinstruments heranzuziehen. Karen Horney oder Joan Rivière haben schon am Ende des 20. Jahrhunderts Vorschläge gemacht, um die weibliche Subjektwerdung anders denn bloß als Folge der männlichen Subjektwerdung zu verstehen. In Deutschland hat die wesentliche Rolle der Philosophie der Frankfurter Schule für die Student_innenbewegung der 1960er Jahre, die sich viel mit dem Emanzipationspotential der Psychoanalyse auseinandergesetzt hat, mehrere Berührungspunkte zwischen Psychoanalyse und feministischer Bewegung ermöglicht. Ein anderes gutes Beispiel für diese Verbindung stellt die französische Gruppe Psychanalyse et Politique mit ihren Autorinnen Luce Irrigaray, Hélène Cixous oder Julia Kristeva dar. Diese Strömung verursachte in den 1970er Jahren allerdings auch eine derart stark strukturierende Kontroverse mit den materialistischen Feministinnen, dass die französische Bewegung in zwei Fraktionen teilte. Gleichzeitig wurden die Schriften von Psychanalyse et Politique in Deutschland, zum Beispiel in der Zeitschrift Die Schwarze Botin, übersetzt und rezipiert.

In dieser Sitzung wollen wir mit Katharina Lux und Salima Naït-Ahmed dieses spannungsvolle Verhältnis zwischen Psychoanalyse und Feminismus sowie die Passagen und Übersetzungen  der feministischen psychoanalytischen Schriften zwischen Deutschland und Frankreich diskutieren. 

Katharina Lux schreibt ihre Doktorarbeit an der Philipps-Universität Marburg über das Kritikprogramm der feministischen Zeitschrift Die Schwarze Botin. Davon ausgehend, wird sie einen Blick auf die Rolle von Psychoanalyse und Feminismus werfen.

Salima Naït-Ahmed promoviert an der Université Jules Verne de Picardie über Feminismus in der ersten Generation der Frankfurter Schule. In ihrem Vortrag wird sie in die feministischen Diskussionen zum Androzentrismus in der Psychoanalyse einführen.

Contact

Sarah Kiani
sarahkianister  ( at )  gmail.com

Lieu

Germaine-Tillion-Saal
Centre Marc Bloch
Friedrichstrasse 191
10117 Berlin