Deviant Mobilities. 'Underworld' Flows, International Policing, and 'Other' Trajectories in the Euromediterranean, 1920-1960
01 février | 10h00
Dynamiken und Erfahrungen der Globalisierung
With Saeah Frenking (Uni Erfurt/CMB) und Andreas Guidi (INALCO)
Abstract
Unser anvisiertes Forschungsprojekt The Transnational Underworld: Living, Policing, and Imagining Deviant Mobilities in the Euromediterranean, 1920-1970 wird den Zusammenhang von Devianz und Mobilität im euromediterranen Raum in den Blick nehmen. Wir begreifen die transnationale “Unterwelt” als ein Zusammenspiel von Praktiken und Erfahrungen der Mobilität, staatlichem und internationalem Polizieren sowie öffentlichem Diskurs. Somit trägt das Projekt zum einen zur kultur- und sozialhistorischen Kriminalitätsgeschichte bei und transnationalisiert diese, zum anderen bezieht es sich auf die historische und sozialwissenschaftliche Migrations- und Mobilitätsforschung mit einem Schwerpunkt auf Kriminalität und Devianz. Mit "devianter Mobilität" meinen wir zum einen kriminalisierte Praktiken mobiler Akteur:innen wie Passfälschung, Landstreicherei oder Schmuggel, zum anderen die Kategorisierung dieser Figuren als Anarchist:innen, "Mädchen-" oder "Drogenhändler" mit weitreichenden Netzwerken. Wir gehen von einer neuen Aufmerksamkeit für die transnationale Dimension der Unterwelt ab den 1920er Jahren aus, die mit den Regulierungsbestrebungen vonseiten des Völkerbunds und internationaler Organisationen, neuen Transportmöglichkeiten und Mobilitätsanreizen sowie der Aufmerksamkeit von Filmen und Presse zusammenhing. Desweiteren gehen wir davon aus, dass die zahlreichen ökonomischen Verwerfungen, politischen Umbrüche und Regimewechsel sowie imperialen und postkolonialen Verflechtungen im euromediterranen Raum in den nachfolgenden Jahrzehnten immer wieder neue Möglichkeiten und Bedingungen für deviante Mobilitäten schufen. In unserer Projektvorstellung gehen wir auf die großen Linien unseres Antrags ein und erläutern die Thesen von der transnationalen Unterwelt des 20. Jahrhunderts und ihren langlebigen Vorstellungswelten sowie ihren spezifischen Voraussetzungen im euromediterranen Raum. Wir möchten zudem unsere axes de recherche, Quellen, Fallstudien, Arbeitsplan und die anvisierten Ziele zur Diskussion stellen.
Bios
Sarah Frenking ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Freigeist-Projekt The Other Global Germany. Transnational Criminality and Deviant Globalisation in the 20th Century an der Universität Erfurt und assoziierte Forscherin am Centre Marc Bloch, Berlin. Nach dem Studium der Germanistik und Geschichte (Göttingen/ Sorbonne, Paris 1) wurde sie 2020 an der Universität Göttingen promoviert. Ihre Monografie Zwischenfälle im Reichsland. Überschreiten, Polizieren, Nationalisieren der deutsch-französischen Grenze, 1887-1914 erschien 2021 im Campus Verlag. Ihr aktuelles Forschungsprojekt behandelt Sex, Mobilität, Moral. „Mädchenhandel“ zwischen Deutschland, Frankreich und Nordafrika, 1900-1960. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Polizei-, Kriminalitäts-, Sexualitäts- und Geschlechtergeschichte, border studies, die Geschichte des nation building sowie transnationale Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts.
Andreas GUIDI est maître de conférences en histoire à l’INALCO et membre associé du CETOBaC. Ses recherches portent sur les sociétés impériales et post-impériales en Europe du Sud-Est, à savoir les interactions entre l’Italie et les mondes ottoman et hambourgeois. Son projet actuel interroge l’histoire de la contrebande en Méditerranée contemporaine. Il se concentre sur l’Europe du Sud-Est comme espace de passage pour des différentes formes de trafic (armes, stupéfiants, personnes). Dans ce projet, j’explore la manière dont la contrebande est définie, pratiquée et combattue. Je m’intéresse surtout aux transformations de l’espace (cultivation, production, commerce et consommation des produits illicites), à l’internationalisation du droit et des dispositifs de surveillance des trafics, ainsi qu’aux trajectoires transnationales des hommes et des femmes impliquées dans les trafics.
Contact
Nazan Maksudyan
maksudyan ( at ) cmb.hu-berlin.de
Lieu
Germaine-Tillion-SaalCentre Marc Bloch
Friedrichstrasse 191
10117 Berlin