Fluchtpunkt. Das Mittelmeer und die europäische Krise
03 novembre | 19h00
Schließlich blüht die modische Verneinung von Modernität, Vernunft und Aufklärung auf beiden Seiten unseres gemeinsamen Mittelmeeres. (Sadik Jalal Al-Azm)
Lesungs- und Gesprächsabend zu Politik und Ästhetik der Anerkennung
Lange war das Bild von der Ruinengestalt der Akropolis das Emblem einer Politik, die auf die Distanzierung eines scheinbar fatal krisenhaften Südens zielte. Ihr Vorschlag aber, Austerität, von griechisch αὐστηρότης, Sparsamkeit und Entbehrung, verkannte nicht nur die Lebensrealität europäischer Gesellschaften, sondern auch die Tiefe der Krise. In den allgemeinen Phänomenen gesellschaftlicher Spaltung und Radikalisierung ist längst deutlich geworden, dass die Dimension der Krise weit über Fragen der Haushaltspolitik und der Staatsverschuldung hinausgeht. Staatsverfall, Perspektivlosigkeit der Jugend und humanitäre Not in den Mittelmeergesellschaften sind vielmehr Teil einer gesamteuropäischen Krise.
Daher muss Europa sich vom Süden her neu entwerfen, denn in der Méditerranée kommen die Zukunftsprobleme der globalen Welt wie unter einem Brennglas zur Sichtbarkeit. Was aber bedeutet: Europa vom Süden neu zu denken? Mit dieser Frage hat sich die internationale Forschergruppe Transmed! Denken der Méditerranée und europäisches Bewusstsein in den Jahren 2010-2017 beschäftigt und dabei mit den verschiedensten lokalen Partnern politische Begegnungen, Künstlergespräche und Tagungen in Paris, Marseille, Neapel, Lissabon, Tunis, Istanbul und Athen durchgeführt. Jetzt gehört die Debatte dahin, wo sich für Europa etwas bewegen muss: nach Deutschland und Frankreich.
Ein Abend anlässlich der Publikation des Bandes Fluchtpunkt. Das Mittelmeer und die europäische Krise. Hg. von Franck Hofmann & Markus Messling. Berlin 2017: Kulturverlag Kadmos.
(Inhaltsverzeichnis anbei herunterladen.)
Begrüßung
Nora Lafi (ZMO Berlin)
Essay
Franck Hofmann & Markus Messling (Centre Marc Bloch)
Für Europa: Politik und Ästhetik der Anerkennung
Vortrag
Gunter Gebauer (Freie Universität Berlin)
Im Angesicht der Schutzsuchenden. Aischylos – Euripides – Goethe
Lesung
Adania Shibli (Berlin/Ramallah): An der Grenze, in Ramallah
Camille de Toledo (Berlin/Paris): Le Livre de la Faim et de la Soif
Diskussion
Mit Leyla Dakhli (Berlin), Mohamed Kerrou (Tunis), Giovanni Levi (Venedig), Nazan Maksudyan (Berlin/Istanbul)
Moderation des Abends: Maike Albath (Deutschlandfunk Kultur)
Organisation : Centre Marc Bloch und Deutsch-Französisches Jugendwerk in Kooperation mit dem Deutschen Theater, der Allianz Kulturstiftung und der Europäischen Gesellschaft der Autoren
Ort : Deutsches Theater, Schumannstrasse 13, 10117 Berlin
Anmeldung : Chloé Risbourque (risbourque@cmb.hu-berlin.de)
Organisateur
Eine Veranstaltung des Centre Marc Bloch und des Deutsch-Französischen Jugendwerks in Kooperation mit dem Deutschen Theater, der Allianz Kulturstiftung und der Europäischen Gesellschaft der Autoren.
Contact
Chloé Risbourque
risbourque ( at ) cmb.hu-berlin.de
