Forschungsseminar

FSP 3 - Kathleen Schlütter (Uni Leipzig/CMB) Buchpräsentation: Exzellenz und Égalité. Die französische Hochschul- und Forschungspolitik zwischen globalem Anspruch und nationaler Umsetzung (2002 bis 2012)

12 juin | 10h00

Abstract: „Wissensgesellschaft“ war in den 2000er Jahren ein omnipräsentes Motiv in westeuropäischen Industrienationen, die vor dem Hintergrund von zunehmender internationaler Konkurrenz über ihre Zukunftsfähigkeit nachdachten. Dabei erhielten Hochschulen und Forschungseinrichtungen als Orte der „Wissensproduktion“ eine besondere gesellschaftliche Aufmerksamkeit. Doch wie wirken sich solche global zirkulierenden Ideen auf nationalstaatliche Politik aus? Mein Buch schließt diese Forschungslücke für das Fallbeispiel Frankreich.
Ich habe beginnend mit der zweiten Amtszeit von Staatspräsident Jacques Chirac aufgearbeitet, wie die Selbstwahrnehmung, eine weltweit führende Wissenschaftsnation zu sein, mit der zunehmenden Bedeutung international vergleichender Indikatoren, der Lissabon-Strategie der Europäischen Union und Hochschulrankings in Frage gestellt wurde. Durch intensive Reformauseinandersetzungen, die Gründung neuer Strukturen wie der Agentur für Forschungsförderung ANR und einer Exzellenzinitiative entstand bis zum Ende der Amtszeit von Nicolas Sarkozy eine französische Antwort auf diese Herausforderungen: ein Exzellenzmodell, das den französischen Traditionen treu blieb, aber international anschlussfähig war.

Kathleen Schlütter ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Research Centre Global Dynamics (ReCentGlobe). Sie forscht zu den Veränderungen in der Wissensproduktion in der Global condition, aktuell am Beispiel der "Area Studies" in Deutschland. Ihre Promotion hat sie an der Universität Leipzig in Global Studies zur französischen Hochschul- und Forschungspolitik unter Jacques Chirac und Nicolas Sarkozy geschrieben (Veröffentlichung 2024). Als stellvertretende Referatsleiterin an der Deutsch-Französischen Hochschule hat sie sich zudem über viele Jahre Expertise in interkultureller Verwaltungspraxis und Forschungsförderung angeeignet. Ihre Forschungsinteressen umfassen insbesondere Hochschul- und Forschungspolitik in der Knowledge-based economy, Hochschulrankings, Bibliometrie, Digital Humanities, Regionalstudien, Transnationalisierung, Kulturtransfer, Wissenschaftsgeschichte und Frankreich im 20. und 21. Jahrhundert.

 Kommentar : Marieke Louis (CMB)

Lieu

Georg-Simmel-Saal
Friedrichstraße 191

10117
Berlin
Deutschland