ONLINE – Craig Koslofsky, Roberto Zaugg: A German Barber-Surgeon in the Atlantic Slave Trade. The Seventeenth-Century Journal of Johann Peter Oettinger (Univ. of Virginia Press, 2020)
03 juin | 18h00
Dynamiken und Erfahrungen der Globalisierung
Von 1682 bis 1696 unternahm der junge Wundarztgeselle Johann Peter Oettinger eine Walz, die ihn quer durch das Heilige Römische Reich und die Vereinigte Niederlande führte. Zweimal heuerte er auf niederländischen und brandenburgischen Sklavenschiffen an, mit denen er in die Karibik und nach Afrika reiste. Das Tagebuch, in dem er seine Erlebnisse festhielt, blieb über Jahrhunderte hinweg im Besitz der Familie und schlummerte dann während mehrerer Jahrzehnte unbemerkt im Geheimen Staatsarchiv in Dahlem. Oettingers Selbstzeugnis, das von Craig Koslofsky und Roberto Zaugg nun erstmals ediert und ins Englische übertragen wurde, beschreibt das Leben an Bord, den Handel in Afrika, die Schrecken der Mittelpassage und den Verkauf von versklavten Menschen in der Karibik. A German Barber-Surgeon in the Atlantic Slave Trade eröffnet detaillierte Einblicke in den Alltag des Sklavenhandels, dokumentiert Verflechtungen zwischen dem deutschsprachigen Europa und den sich rasch entwickelnden Märkten des Atlantiks und beleuchtet die Geschichte der Brandenburgisch Africanischen Compagnie aus der Sicht eines prekären Arbeitsmigranten, der sich aktiv an der Versklavung afrikanischer Menschen beteiligte.
Kommentar: Renate Dürr (Universität Tübingen).
Anmeldung: anmeldung@cmb.hu-berlin.de