Vortrag

ONLINE – Juliane Fürst: Die sowjetischen Hippies und der Spätsozialismus: Geschichte einer Symbiose

15 avril | 10h00

Dynamiken und Erfahrungen der Globalisierung

Juliane Fürst (ZZF Potsdam)

Hippies und Sozialismus sind auf den ersten Blick keine gute Kombination. Hippies symbolisierten westlich-amerikanischen Individualismus, identifizierten sich über die Idee unbedingter Freiheiten und engagierten sich auf Gebieten außerhalb des kommunistisch-sanktionierten Kanons. Ihr Stil, ihr Benehmen und ihre Werte standen den Normen des späten Staatssozialismus konträr gegenüber. Und nichtsdestotrotz gab es über mehr als zwei Jahrzehnte Hippies in der Sowjetunion, die sich ein erstaunlich gut organisiertes Paralleluniversum aufbauten. Dieser Vortrag wird aufzeigen, dass es diese Hippies nicht nur gab, sondern dass sie und ihr Lebensgefühl sich gut in den Spätsozialismus einfügten, ja ihn nicht unerheblich mitdefinierten. Sie nutzten die materiellen und ideologischen Spezifika der Zeit und fanden durch Manipulation westlicher Vorbilder eine geeignete Überlebensstrategie in einem Regime, das sowohl repressiv als auch elastisch war. Es war demnach auch logisch, dass die sowjetischen Hippies erst mit der Sowjetunion und der gesamten spätsozialistischen Welt in den 90iger Jahren untergingen.


Im Mai wird zu diesem Thema Juliane Fürsts Buch "Flowers Through Concrete. Explorations in Soviet Hippieland" bei Oxford University Press erscheinen. Weitere Informationen finden sich hier: https://global.oup.com/academic/product/flowers-through-concrete-9780198788324?lang=en&cc=us

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