Leben am Centre

Die Historikerin Isabella Löhr ist neue stellvertretende Direktorin des Centre Marc Bloch

01 octobre 

Das Centre Marc Bloch heißt die Migrations- und Europahistorikerin Isabella Löhr als neue stellvertretende Direktorin herzlich willkommen. Ab dem 1. Oktober 2021 gehört sie dem Vorstand des Centre an der Seite von Jakob Vogel (Direktor) und Katia Genel (stellv. Direktorin) an und übernimmt damit die Nachfolge von Silke Mende, die zum Sommersemester 2021 als Professorin für Neuere und Neueste Geschichte an die Westfälische Wilhelms-Universität Münster berufen wurde.

Isabella Löhr leitete bis September 2021 die von der VolkswagenStiftung geförderte Nachwuchsgruppe „Die wissenschaftliche Produktion von Wissen über Migration“ am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück.

Ich kenne das Centre Marc Bloch als einen lebendigen und produktiven Ort des Forschens und ich habe immer schon die Möglichkeit geschätzt, sich über aktuelle Probleme über Fachgrenzen und nationale Wissenschaftskulturen hinweg austauschen zu können. Deswegen freue ich mich sehr darauf, an diesem Austausch nun aktiv teilnehmen und ihn mitgestalten zu können.

In Ihrer Forschung beschäftigt sich Isabella Löhr mit der europäischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, die sie in ihren internationalen und globalen Bezügen untersucht. Besondere Aufmerksamkeit schenkt sie den Fragen von Migration und Mobilität in der Geschichte, der interdisziplinären Wissens- und Wissenschaftsforschung und der Geschichte der internationalen Beziehungen und Organisationen. Diese hat sie in ihrer 2008 an der Universität Leipzig angenommenen Dissertation aus globalgeschichtlicher Perspektive in einer Arbeit über die Globalisierung geistiger Eigentumsrechte zwischen den 1880er und den 1950er Jahren untersucht. Die mit dem Preis der Research Academy der Universität Leipzig ausgezeichnete Arbeit zeigt, wie die weltweite Einführung von Urheberrechten mit der Globalisierung von Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft im 19. Jahrhundert und mit der Gründung und Expansion von internationalen Organisationen verknüpft war. Im Juli 2021 schloss sie das Habilitationsverfahren an der Philipps-Universität Marburg mit einer Arbeit über studentische Mobilität zu Beginn des 20. Jahrhunderts ab. Die Studie argumentiert, dass unser heutiges Verständnis von Bildungsmobilität als einem Instrument, das den Wissensaustausch und die internationale Verständigung fördern soll, das Ergebnis einer internationalen Krisenpolitik ist, die in den 1920er Jahren aus der Überblendung von Universität, protestantischer Mission und humanitärer Hilfe im östlichen Europa hervorging.

Aktuell forscht Isabella Löhr über den Zusammenhang von Wissen und Migration. Das zeithistorische Projekt interveniert in aktuelle Diskussionen über den gesellschaftlichen Stellenwert von Migration. Es sensibilisiert dafür, dass unser Blick auf und unser Wissen über Migration immer das Ergebnis spezifischer historischer Praktiken und Wissensformen ist.

Mir geht es darum zu zeigen, dass Migration keine Naturgewalt ist, sondern dass die Art und Weise, wie zeitgenössische Akteure Migration einordnen und mit Bedeutung versehen, in spezifische gesellschaftliche Sinnhorizonte und Wissensordnungen eingebettet ist. Migration ist in ihren verschiedenen Ausprägungen immer das Produkt von gesellschaftlichen Selbstverständigungsprozessen und Ausschlussmechanismen.


Das Centre Marc Bloch ist ein deutsch-französisches Forschungszentrum für Geistes- und Sozialwissenschaften. Das CMB, eine bi-nationale Institution, ist ein Ort der interdisziplinären Forschung und der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses.
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Contact:

Isabella Löhr
isabella.loehr  ( at )  cmb.hu-berlin.de