(CIERA) Nouvelles approches de la Seconde Guerre mondiale en Europe du sud-est

Leitung: Xavier Bougarel (Centre Marc Bloch, Berlin), Hannes Grandits (Lehrstuhl für südosteuropäische Geschichte, Humboldt Universität, Berlin), Nathalie Clayer (Centre d’études turques, ottomanes, balkaniques et centrasiatiques, Paris)

Die Öffnung der Archive vor zwei Jahrzehnten hat unsere Kenntnisse über den Zweiten Weltrkieg im östlichen Europa (Russland, Ukraine, Weißrussland usw.) substantiell erweitert. Die Arbeiten von Historikern wie Christian Gerlach und Dieter Pohl symbolisieren diese Neuerungen in der Geschichtsschreibung. Themen wie die Vernichtung der osteuropäischen Juden, die Ausbeutung der besetzten Länder durch die deutsche Kriegswirtschaft und die Interaktionen zwischen den deutschen Besatzungsverwaltungen und den lokalen Gesellschaften stehen heute im Mittelpunkt des historiographischen Interesses. Für Südosteuropa steht allerdings eine in analoger Weise wirkende innovative Forschung noch aus, trotz einiger neuerer Studien. In diesem Teil Europas wird die Geschichte des Zweiten Weltkriegs weiterhin eingezwängt zwischen verschiedenen nationalen und ideologischen Barrieren geschrieben.Vor diesem Hintergrund setzen wir uns ein dreifaches Ziel: eine kritische Bilanz der Forschung zu ziehen, Doktoranden und Doktorandinnen, die zum Zweiten Weltkrieg im südöstlichen Europa arbeiten, zu identifizieren, zu vernetzen und stärker in die ganz Europa betreffenden Forschungsdiskussionen einzubeziehen.

Unser Projekt fokussiert auf Jugoslawien, Albanien und Griechenland zwischen 1941 und 1949. Drei Fragenkomplexe erscheinen uns besonders relevant : Formen und Logiken der Massengewalt, Besatzungssysteme und lokale Gesellschaften sowie sozial- und kulturgeschichtliche Aspekte des Krieges und der ersten Nachkriegsjahre. Durch die Konzentration auf diese Themen möchten wir nicht nur zur Erneuerung der Kriegsgeschichte im Südosteuropa beitragen, sondern auch allgemein der Geschichte der deutschen Besatzung und ihrer Wirkungen in Europa.Im Februar 2015 wird es ein erstes Projekttreffen in Paris geben, dessen Ziel es ist, eine kritische Bilanz der Forschung zu ziehen, unsere Forschungsfragen zu präzisieren und Doktoranden und Doktorandinnen auszuwählen, die wir an unserem Projekt beteiligen möchten. Ein zweiter Workshop wird im Oktober 2015 in Berlin stattfinden und die Forschungen der DoktorandInnen in den Mittelpunkt stellen. Abschließend werden wir im März 2016 in Athen eine internationale Tagung mit etablierten Wissenschaftlern, jüngeren Forschern sowie Doktoranden organisieren, die in eine oder mehrere Publikationen münden soll, in gedruckter Form oder im Rahmen einer Webpräsentation des Projekts.Das Projekt wird gefördert durch das Centre interdisciplinaire d’études et de recherches sur l’Allemagne (Programme formation-recherche 2015-2016), durch das laboratoire d’excellence TEPSIS und durch die Südosteuropa-Gesellschaft.