Konferenz

Sex, Migration und Strafe. Zur rechtlichen Konstruktion von Zuhälterei in französischen Gerichtsverfahren

20. Juni | 18:00

Vortrag: Mathilde Darley (CNRS, Centre de recherches sociologiques sur le droit et les institutions pénales-CESDIP, Versailles)

VeranstalterInnen: Fabien Jobard (CMB, Politikissenschafter), Andrea Kretschmann (CMB, Soziologin und Kriminologin), Christoph Möllers (HU Berlin, Rechtswissenschaftler)

Eine Veranstaltung im Rahmen der rechtssoziologische Vorlesungsreihe Die Sozialen Bedingungen des Rechts (Sommersemester 2017)

Organisator

Centre Marc Bloch, Juristische Fakultät HU Berlin

Kontakt

Andrea Kretschmann
kretschmann  ( at )  cmb.hu-berlin.de

Programm

 Mathilde Darley (CNRS, Centre de recherches sociologiques sur le droit et les institutions pénales-CESDIP, Versailles)

Sex, Migration und Strafe. 
Zur rechtlichen Konstruktion von Zuhälterei in französischen Gerichtsverfahren

Menschenhandel im Bereich sexueller Ausbeutung erfährt im Kriminaljustizsystem seit zwei Dekaden besondere Aufmerksamkeit – auf internationaler, europäischer und nationaler Ebene. Dennoch werden in den meisten europäischen Ländern nur wenige Menschenhandelsfälle polizeilich erfasst und vor Gericht gebracht. Der Vortrag diskutiert, wie staatliche Institutionen mit der Organisation von Migrantenprostitution umgehen und unter welchen Umständen sie diese als Menschenhandel bzw. Zuhälterei bezeichnen. Als Ort, an dem Menschenhandel als Straftat bewiesen werden muss, erweisen sich Gerichtsverfahren wegen Menschenhandels und/oder Zuhälterei als aufschlussreich für die soziologische Analyse der juristischen Konstruktion sexueller Ausbeutung mit ausländischen Opfern/Tätern. Auf Grundlage ethnographischer Beobachtungen von Strafverfahren vor Gerichten und Interviews mit verschiedenen Rechtsakteuren in Frankreich (Anwälten, Richtern, Staatsanwälten) wird der von den AkteurInnen mobilisierte kognitive Rahmen analysiert. Insbesondere wird hinterfragt, inwiefern Stereotype (etwa entlang der Dimensionen race und gender), die von interviewten Richtern und Anwälten üblicherweise geäußert werden, auf ihre Beurteilungspraktiken und die Bezeichnung von Opfern und Tätern Einfluss haben können. 

Mathilde Darley ist Forscherin am CNRS. Zwischen 2011 und 2014 war sie am Centre Marc Bloch angesiedelt. Seit September 2014 ist sie im CESDIP (Centre de recherches sociologiques sur le droit et les institutions pénales) in Paris Guyancourt tätig. Seit Juli 2014 leitet sie zusammen mit Prof. Rebecca Pates (Universität Leizpig) das deutsch-französische (ANR-DFG) Forschungsprojekt ProsCrim (Menschenhandel im Lichte institutioneller Praktiken. Ein deutsch-französischer Vergleich).

Ort

Humboldt-Universität, Juristische Fakultät
Bebelplatz 2