CMB - Newsletter - Thema : Euro-afrikanische Zirkulationen Februar 2020


Vorwort

- 2019 war ein ebenso spannendes wie arbeitsreiches Jahr am Centre Marc Bloch. So ist seit Oktober letzten Jahres die neue Leitung des Zentrums vollständig: Katia Genel und ich freuen uns sehr, mit Silke Mende als neuer Stellvertretender Direktorin auf deutscher Seite eine kompetente und engagierte Kollegin an unserer Seite zu wissen, die als Zeithistorikerin mit Schwerpunkten in der politischen Geschichte sowie in der Globalgeschichte der Frankophonie unser Trio ideal ergänzt. Mit ihren weitreichenden Kontakten in Deutschland und Frankreich, die sie auf ihrem Lebens- und Ausbildungsweg zwischen Tübingen, Aix-en-Provence, Paris und München hat aufbauen können, bringt sie eine ganze Reihe von neuen Dynamiken mit an das Centre, die sich schon jetzt sehr positiv auf unsere Arbeit auswirken.

Neben den zahlreichen wissenschaftlichen Veranstaltungen stand das Jahr am CMB vor allem unter dem Vorzeichen unserer binationalen Evaluation. Die intensive Vorbereitung auf die Evaluierung wie auch der abschließende Bericht haben uns vielfältige Anregungen gebracht und uns insgesamt in unserem Projekt zur Weiterentwicklung des Centre bestätigt. Ein wichtiges Feld ist dabei  die breitere Netzwerkbildung rund um das Centre sowie der Aufbau einer Reihe von strategischen Partnerschaften mit Forschungseinrichtungen und Universitäten in Frankreich und Deutschland, aber auch darüber hinaus im europäisch-internationalen Rahmen.

Das Centre Marc Bloch ist seit langem fest verankert im deutsch-französischen Wissenschaftsaustausch der Geistes- und Sozialwissenschaften und steht im intensiven Dialog mit seinen Partnern in Frankreich und Deutschland: vom CIERA und dem Deutschen Historischen Institut über das Deutsche Forum für Kunstgeschichte in Paris bis hin zum IFRA-SHS in Frankfurt, der Deutsch-französischen Hochschule in Saarbrücken oder dem Deutsch-französischen Jugendwerk. Ausgehend davon möchten wir noch stärker unsere Verbindungen in der deutschen Universitäts- und Forschungslandschaft sowie auf europäisch-internationaler Ebene entwickeln.

Paradigmatisch für diese breitere Vernetzung ist beispielsweise der enge Austausch mit unseren britischen Kolleginnen und Kollegen, insbesondere durch die enge Partnerschaft mit der Maison française d’Oxford und der Universität Oxford (hier auch im Verbund mit der Humboldt-Universität im Rahmen der Berlin University Alliance), sowie den Kolleginnen und Kollegen der Central European University (Budapest/Wien). Daneben gibt es eine ganze Reihe von Initiativen zur Verstärkung der Zusammenarbeit im Rahmen des Netzwerks der französischen Auslandsforschungsinstitute  (UMIFRE) sowie mit der Max Weber Stiftung, dem Zusammenschluss der deutschen geisteswissenschaftlichen Institute im Ausland.

Die Erforschung Europas in seiner globalen Einbettung bleibt dabei weiterhin unser zentraler Fokus für die Forschungsaktivitäten im Rahmen unserer vier Forschungsschwerpunkte am Centre Marc Bloch. Ein besonders dynamisches Feld  ist seit einigen Jahren das Feld der Zirkulationen zwischen Europa und Afrika, die den Themenschwerpunkt des aktuellen Newsletters bilden. Neben der seit langer Zeit am CMB intensiv gepflegten Forschung über die Austauschbeziehungen im Mittelmeer, dessen sichtbarster Ausdruck derzeit das durch einen ERC Consolidator Grant geförderte Projekt DREAM von Leyla Dahkli zur Vorgeschichte des „Arabischen Frühlings“ darstellt, ist in jüngster Zeit  auch das subsaharische Afrika mehr und mehr in den Fokus der Forschungen am CMB gerückt.

Der am 1. Oktober 2019 gehaltene Eröffnungsvortrag des akademischen Jahres 2019/2020 von Ibrahima Thioub, Rektor der Universität Dakar und einer der führenden Intellektuellen Afrikas, erhielt vor diesem Hintergrund seine besondere Bedeutung. Als  Spezialist für die Geschichte der Sklaverei machte der Historiker in seinem Vortrag nicht nur die besondere Verantwortung Europas für das historische Phänomen der Sklaverei und die dabei zu beklagenden Opfer deutlich, sondern unterstrich auch gleichermaßen die Beteiligung der afrikanischen Bevölkerung, insbesondere der afrikanischen Eliten,  am System der Sklaverei. Bis heute, so Thioub, seien diese für die in den meisten afrikanischen Ländern zu beklagende Ausbeutung, die bis hin zu modernen Formen der Sklaverei reichen kann, mitverantwortlich. Der Vortrag gipfelte in einem eindrücklichen Plädoyer für die Verbesserung der Ausbildung junger Menschen in den afrikanischen Ländern und den Ausbau ihrer Universitäten. Darin sieht Thioub eine zentrale Aufgabe, um die Grundlagen für Armut und Verzweiflung und damit auch wichtige Migrationsursachen zu beseitigen. Geschichte und Gegenwart hängen auch hier einmal mehr eng miteinander zusammen.
 
Welch großen Einfluss die vergangene Kolonialzeit noch heute auf die Zirkulationen zwischen Europa und Afrika besitzt, zeigt sich sehr deutlich in den verschiedenen hier vorgestellten Texten und Forschungsprojekten: Fragen der Migration, innerafrikanisch wie nach Europa, Fragen der Staatlichkeit und der Gewalt, die Sicht auf Europa – all dies lässt sich nur vor dem Hintergrund der vergangenen kolonialen Beziehungen zwischen Europa und dem afrikanischen Kontinent verstehen. Allerdings gehen all diese Themen auch nicht allein in der ehemaligen Kolonialbeziehung auf. Vielmehr geht es darum, die komplexen Zirkulationen zwischen Europa und Afrika auch aus ihren jeweils aktuellen Dynamiken heraus zu verstehen, in denen innerafrikanische Auseinandersetzungen und Differenzen, religiöse und politische Perspektiven ebenso wichtig sind wie der wechselseitige Bezug der Sichtweisen von Europäer*innen und Afrikaner*innen in der Debatte über die Verhältnisse auf dem afrikanischen Kontinent.

Die europäisch-afrikanischen Austauschbeziehungen in diesem Sinne in die Erforschung Europas einzubeziehen, führt nicht nur zu einem neuen Blick auf Europa selbst. Es muss auch bedeuten, ein enges Verhältnis der Zusammenarbeit mit den Forscherinnen und Forschern des Kontinents zu entwickeln. Netzwerke des wissenschaftlichen Austauschs über das Mittelmeer hinweg aufzubauen und gemeinsame Projekte durchzuführen, bleibt daher ein wichtiges Anliegen für das Centre Marc Bloch in den kommenden Jahren. Dafür bestehen schon jetzt eine ganze Reihe von außerordentlich vielversprechenden Ansätzen an unserem Zentrum, auf die wir in Zukunft bauen können.  

Jakob Vogel


Avant-propos

L’année 2019 du Centre Marc Bloch a été aussi intense que passionnante : depuis octobre dernier, la direction de notre institut est de nouveau au complet et Katia Genel et moi-même sommes très heureux d’avoir accueilli Silke Mende comme nouvelle directrice adjointe. En tant qu‘historienne du contemporain, spécialiste de l‘histoire politique de l‘Europe et de l‘histoire globale de la francophonie, elle vient apporter son expertise dans des domaines importants et stratégiques pour le CMB. Grâce à ses nombreux contacts en Allemagne et en France construits lors de ses différents postes à Tübingen, Aix-en-Provence, Paris ou encore Munich, elle ouvre pour le Centre des perspectives novatrices, qui conduisent déjà à de nouvelles dynamiques.

Outre les événements scientifiques particulièrement nombreux qui ont ponctué l‘année, celle-ci a été marquée par l’évaluation binationale conduite conjointement par le Haut Conseil de l’évaluation de la recherche et de l’enseignement supérieur français (HCERES) et son homologue allemand, le Wissenschaftsrat. La préparation très intensive à cette évaluation, ainsi que le rapport d’évaluation final rendu par les deux agences, a permis une clarification collective de ce que sont les forces et les perspectives communes et nous encourage dans la poursuite du projet scientifique mis en place. Un des points importants de notre stratégie scientifique est l’extension de nos réseaux et l‘établissement de nouveaux partenariats institutionnels en France, en Allemagne, mais aussi dans un cadre européen et international.

Depuis sa fondation, le Centre Marc Bloch est fermement ancré dans le milieu de la recherche franco-allemande en sciences humaines et sociales. Dans ce cadre, nous sommes dans un dialogue permanent avec nos partenaires des deux côtés de la frontière : le CIERA, l’Institut d’Histoire Allemand ou le Centre allemand d’Histoire de l’art de Paris, l’Institut français d’histoire en Allemagne (IFRA-SHS) de Francfort, l’Université Franco-Allemande ou encore l’Office Franco-Allemand pour la Jeunesse.

Au-delà, nous pouvons citer les échanges étroits avec nos collègues britanniques, notamment dans le cadre du partenariat avec la Maison Française d’Oxford et l’Université d’Oxford (également dans le cadre de la Berlin University Alliance mise en place avec l’Université Humboldt de Berlin), ainsi qu’avec les collègues de la Central European University (Budapest / Vienne). À cela s’ajoute une série d’initiatives pour renforcer la coopération au sein du réseau des UMIFRE, ainsi qu’avec la Fondation Max Weber, qui regroupe les instituts allemands de recherche en sciences humaines à l’étranger.

Les recherches concernant l’Europe, dans son imbrication aux problématiques globales, restent par ailleurs l’objectif central des activités de nos quatre pôles de recherche. Depuis quelques années, l’une des problématiques traitée est celle des circulations entre l’Europe et l’Afrique, sujet qui constitue le dossier de la présente lettre d’information. Le CMB connaît en effet une tradition de recherche concernant les circulations autour de la Méditerranée, dont la traduction la plus visible est actuellement le projet ERC Consolidator Grant de Leyla Dakhli autour de la pré-histoire des « printemps arabes ». Aujourd'hui, les recherches autour de la zone subsaharienne se sont également retrouvées de plus en plus au centre des activités du CMB.

C’est dans ce contexte que s’est tenue le 1er octobre dernier la conférence inaugurale de l’année universitaire 2019/2020, prononcée par Ibrahima Thioub, recteur de l’université de Dakar et l’un des intellectuels africains les plus importants actuellement. En tant que spécialiste de l’esclavage, l’historien n’a pas seulement mis en avant la responsabilité particulière de l’Europe dans le phénomène historique de l’esclavage, et envers ses nombreuses victimes, mais a souligné également l‘implication de la population africaine, en particulier ses élites, dans le système esclavagiste. Selon Thioub, celles-ci portent, jusqu’à aujourd’hui, une part de responsabilité dans l’exploitation subie par la plupart des pays africains, et ce jusqu’aux formes modernes d’esclavage. Cette conférence a notamment été marquée par un impressionnant plaidoyer d’Ibrahima Thioub pour une amélioration des conditions d’éducation des jeunes gens dans les pays africains et pour le renforcement des universités. Thioub y voit une mission centrale, afin de combattre la pauvreté mais aussi le désarroi de la jeune génération en Afrique et, ainsi, l’une des causes les plus importantes de la migration. L’histoire et le présent, encore une fois, sont étroitement liés.

L’influence du passé colonial sur les circulations actuelles entre l’Europe et l’Afrique est de nouveau soulignée lors des différents textes et projets de recherches présentés dans cette lettre d’information : les questions des migrations, intra-africaines comme vers l’Europe, les questions de l’État et de la violence, la perspective européenne ; tout cela ne peut être compris que dans le contexte des relations coloniales passées entre l’Europe et le continent africain. Cependant, tous ces sujets ne sont pas à relier uniquement à ces anciennes relations coloniales. Il s’agit bien plus de comprendre les circulations entre l’Europe et l’Afrique à travers leurs dynamiques actuelles, parmi lesquelles les conflits et différences intra-africains ou encore les perspectives religieuses et politiques  relèvent d’une importance tout aussi forte que l’échange de points de vue entre Européen.ne.s et Africain.e.s dans le débat sur la situation sur le continent africain.

Intégrer les relations d’échange euro-africaines dans le cadre des recherches sur l’Europe permet non seulement d’apporter un nouveau regard sur l’Europe mais signifie également que nous devons développer une relation de travail plus étroite avec les chercheuses et chercheurs de ce continent. Un des souhaits du Centre Marc Bloch pour les prochaines années reste donc la mise en réseau d’institutions scientifiques des deux côtés de la Méditerranée. Pour parvenir à ce but, nous pouvons déjà nous baser sur de nombreuses initiatives prometteuses lancées au Centre Marc Bloch.

Jakob Vogel

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