Ulrich Pfeil: Frankreich und der 17. Juni 1953
June 18 | 16:00
Am 17. Juni 1953 kam es in der DDR zu einer Welle von Streiks, Demonstrationen und Protesten. Schnell bekamen die Ereignisse aus Sicht des Westens das Etikett eines antistalinistischen „Volksaufstands“ und der 17. Juni wurde zu einem schlagkräftigen Symbol in der deutsch-deutschen Auseinandersetzung. Sind die Ereignisse und um den 17. Juni herum bereits intensiv aus einer deutschen Perspektive erforscht und differenziert, richtet Ulrich Pfeil den Blick auf die Wahrnehmung und Einordnung des 17. Juni in Frankreich.
„Wie ein Gewitterdonner in einem Sommerhimmel” erreichte die Nachricht von den Ereignissen am 16./17. Juni 1953 den französischen Hochkommissar André François-Poncet. Dieses Überraschungsmoment bestimmte allgemein die französischen Reaktionen auf diesen Aufstand, der von den Arbeitern der Stalin-Allee ausging und sich innerhalb von 24 Stunden über die gesamte DDR ausbreitete. Dieser Vortrag möchte den Fokus auf die offiziellen Reaktionen der verschiedenen politisch-diplomatischen Stellen Frankreichs richten, um dieses für die deutsche Nachkriegsgeschichte so zentrale Ereignis in den Kontext der internationalen Politik und der deutsch-französischen Beziehungen zu stellen. Die herangezogenen Quellen aus den französischen Archiven vermitteln neue Aufschlüsse zu den inneren Prozessen und Wertvorstellungen der französischen Außen- und Deutschlandpolitik im Kontext des Kalten Krieges und werfen ein Licht auf das Verhältnis zwischen Besatzungsmacht und der geteilten deutschen bzw. Berliner Bevölkerung. Die ehemalige Reichshauptstadt spiegelte dabei die Auswirkungen der Ost- und Westintegration beider deutscher Staaten sowie die Vielschichtigkeit der deutsch-französischen Beziehungen wie in einem Brennglas.
ein Vortrag in deutscher Sprache
Organizer
Centre Marc Bloch, Institut für Geschichtswissenschaften der HU
Program
Cette conférence est organisée en coopération avec la Lehrstuhl "Geschichte Westeuropas und transatlantischer Beziehungen" de la HU (Prof. Dr. Gabriele Metzler).