Leben am Centre

Bloch'Notes - Spreepark: ein Geisterpark schließt seine Tore. Compte-rendu de la dernière visite, 27 avril 2014

June 23 

Enthauptete Dinosaurier, ein im Wind schaukelndes Riesenrad – unweit des Stadtzentrums beherrscht der 2001 geschlossene Vergnügungspark wie geisterhaft noch immer den Plänterwald. Die Teilnehmenden der „Historischen und kulturellen Topographie Berlins“ (CMB/SciencesPo Paris) waren zum Auftakt des von der Deutsch-Französischen Hochschule geförderten Workshops Zeugen der letzten Besichtigung. Der Workshop untersuchte, wie sich Kulturpolitik im architektonischen Raum widerspiegelt, und beleuchtete die Bereiche Kunst und Macht, Film als politisches Instrument und Theater zwischen Instrumentalisierung und Gesellschaftskritik. Die Besichtigung des Spreeparks illustrierte den letzten Bereich: Freizeit in Diktaturen.

Spreepark 1b

An diesem verlassenen Ort ist noch immer Bewegung. Wie ein Symbol des Geisterparks dreht sich das Riesenrad. Im Wind bewegen sich die Kabinen von links nach rechts, von rechts nach links. Überall im Park lässt das durchdringende Quietschen das Blut in den Adern gefrieren.
Leer dreht sich das Riesenrad. Leer wie alle Attraktionen mitten im Plänterwald, östlich des Stadtzentrums. Seit seiner Eröffnung 1969 der Stolz Ostberlins, war der „VEB Kulturpark Berlin“ Teil der Identität dieser Stadt. Bis zu 1,7 Millionen Besucher empfing er pro Jahr. 

Spreepark 5Nach der Wende stehen Investoren auch für den einzigen Vergnügungspark der Region nicht gerade Schlange. Schließlich eröffnet der Schausteller Norbert Witte seinen „Spreepark“ auf dem Gelände. Doch schon während der langen Verhandlungen häufen sich Schulden an, die Geschichte des Spreeparks endet 2001 in der Insolvenz. Seitdem füllen abenteuerliche Berichte über die Wittes die Hauptstadtzeitungen. 

Seit 13 Jahren ist der Park nun geschlossen. Die meisten Attraktionen sind weggeschafft, an anderen nagt der Zahn der Zeit: die Schienen der Geisterbahn von Ästen bedeckt, die Dinosaurier umgeworfen, beschädigt, durchlöchert. Das surrealistische Ambiente begeistert Regisseure: Hollywoodstreifen „Hanna“ und Vampirthriller „Wir sind die Nacht“ fanden hier die perfekte Kulisse. Führungen erschließen den verschwundenen Riesenspielplatz für die Allgemeinheit. An diesem letzten Aprilsonntag übernimmt die Tochter von Norbert Witte selbst die Führung. Es ist – vorläufig – die Allerletzte. Das Land Berlin hat erneut die Rechte an dem Park erworben.

Spreepark 6

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„Mit Ihrer Fantasie bauen wir den Spreepark heute wieder auf“, beginnt Sabrina Witte, aufgewachsen im Spreepark, mit rauer Stimme eine emotionale Führung. In dreieinhalb Stunden steigen Erinnerungen auf, für die 13 Studierenden und Doktoranden von Sciences Po Paris werden Attraktionen wieder lebendig. Am 1. Mai hat Sabrina Witte dem Land Berlin die Schlüssel übergeben. „Hoffentlich bauen sie hier keine Luxuswohnungen“, sagt sie, den Tränen nahe. Noch immer durchdringt das Quietschen des Riesenrads den Wald.

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Sébastien Vannier / Julia von Normann

Fotos: Sébastien Vannier

Résumé (FR)

Dans le cadre d’une coopération entre Sciences Po Paris et le Centre Marc Bloch, les participants de l’atelier « Topographie historique et culturelle de Berlin », qui s’est tenu du 27 avril au 4 mai 2014, ont eu la chance d’être les derniers visiteurs du Spreepark de Berlin, ancien parc d’attractions de RDA situé à Plänterwald. En effet, depuis 2001, date de la fermeture du Spreepark, des visites guidées étaient proposées par une association qui a dû rendre les clés de cette propriété à la ville de Berlin le 28 avril 2014. Cette visite a ainsi permis aux participants de réfléchir à la place des loisirs au temps de la dictature, l’un des thèmes abordés lors de cette semaine d’études.

PODCAST: Im Rahmen des Projektes “Historische und kulturelle Topographie Berlins” (CMB / SciencePo Paris) waren wir Zeugen der letzten Besichtigung des Spreepark. Als letzte Führung und zu unserer Überraschung hat uns Sabrina Witte mit Leidenschaft in ihrem Park geleitet.

Aufnahme und Montage : Caroline Garrido, Christophe Johanny

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