(ANR-DFG) LimSpaces - Zwischenräume leben: Individuelle Anpassungsstrategien und Erwartungshorizonte in der Ukraine und Moldau
Mobilität, Migration und räumliche NeuordnungProjektleitung: Sophie Lambroschini (CMB/CERCEC)
Fördermittelgeber: DFG-ANR
Projektpartner:
ZOiS – Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien (Berlin), Sabine von Löwis, https://www.zois-berlin.de/forschung/drittmittelprojekte/limspaces
UMR Géographie-cités, CNRS, Béatrice von Hirschhausen, https://geographie-cites.cnrs.fr/limspaces-vivre-lentre-deux/
Laufzeit: 2021 – 2024
Das Projekt LimSpaces entstand aus interdisziplinären Synergien, die im CMB zwischen Forschenden und Doktorand:innen in den Jahren 2010 – 2019 im Rahmen der Arbeitsgruppe „Territorialität, Kontinuitäten und Brüche in Mittel- und Osteuropa“ und des vom BMBF finanzierten Projekts „Phantomgrenzen in Ostmitteleuropa“ entwickelt wurden. Das Projekt schlägt eine (Neu)interpretation der ukrainischen und moldawischen Gesellschaften vor, die sich vor den Türen der Europäischen Union in einer scheinbar dauerhaften politischen und sozialen Instabilität befinden.
Wir beschäftigen uns mit dem Alltag der Menschen an den Rändern Europas – Moldau und der Ukraine - und ihren Handlungsstrategien unter Unsicherheit und andauernder politischer wie ökonomischer Instabilität. Unter diesen Bedingungen, die im Widerspruch zu den Illusionen stehen, die ihre Regierungen und internationale Entwicklungsinstitutionen (IWF, Weltbank, EU) beschwören, entwickeln die Bevölkerungen Anpassungsstrategien, die ihnen den Entwurf einer familiären und beruflichen Zukunftserwartung ermöglichen sollen. Diese Strategien ergänzen, bestätigen, konterkarieren, unterlaufen oder behindern die in elitären Diskursen und Programmen imaginierten Prozesse.
Auf empirischer Ebene untersuchen wir daher individuelle und kollektive Strategien im Umgang mit Unsicherheiten. Wir zeigen, wie Individuen Entscheidungen über Bildung und Qualifikation, Einkommen, Versorgung oder Bedrohungen wie Krieg und Konflikt treffen und Handlungsräume gestalten. Wir analysieren und interpretieren Alltagsentscheidungen als heterogene Konfigurationen verschiedener Erfahrungsräume und Erwartungshorizonte und stellen so die Vielfalt von Referenzen zu Vergangenheiten, Normen und Regelungen und sich überschneidenden konzeptionellen Angeboten supranationaler Organisationen jenseits vereinfachter Dualismen heraus.
Diese Prozesse lassen sich nur durch detaillierte Feldforschungen und den Kontakt mit den Menschen in ländlichen und städtischen Räumen untersuchen. Wir führen entsprechend mehrere Feldforschungen mit qualitativen Interviews in Moldau und der Ukraine und ihren umstrittenen Regionen durch.
Auf einer theoretischen Ebene bringen wir die Konzepte des Zwischenraums der deutschen und französischen Debatte in einen kreativen Dialog und bereichern sie um eine Mikroperspektive. Wir verwenden die Konzepte der Zwischenräume kritisch, wenn wir annehmen, dass sie als liminale Räume sich auflösender zuvor konstruierter Räume politischer Normen, spezifischer Wirtschaftsprinzipien oder kultureller Werte markiert werden und im Alltag auf der Mikroebene durch individuelle und kollektive Akteure neu angeordnet werden. Dadurch entwickeln wir neue Perspektiven auf Transformationsprozesse und die Handlungsmacht der Akteure (agency) in ihnen.
Wir tragen so zu einem besseren Verständnis der Entwicklungen in den Gesellschaften der Ukraine und Moldaus bei und zu theoretischen Konzepten und Debatten der Transformation, die für die Weiterentwicklung von politischen Programmen, wie z.B. der Nachbarschaftspolitik von zentraler Bedeutung sind.
Auf akademischer Ebene werden es die bereits zu Akademiker*innen der Region bestehenden Kontakte ermöglichen, transnationale Forschungsnetzwerke aufzubauen, um dann gemeinsam ein Projekt auf europäischer Ebene einzureichen. Die Rekrutierung junger Doktorand*innen am ZOiS und den Géographies-cités dient der Ausbildung junger Forscher*innen durch ihre Einbeziehung in internationalisierte Forschungskontexte und der Stärkung der Area Studies.
Publikationen
Lambroschini S. (2022). "'Infrastructure Citizenship: An Expression of Ukrainian Sovereignty in Wartime'" Focus Ukraine. A blog of the Kennan Institute, 07/04/2022.
Lambroschini (2022). "Maintaining Critical Infrastructure as a Form of Resistance (Ukrainathon)" PONARS Eurasia (YouTube), 17/03/2022.
Lambroschini S. (2019). "Cross-frontline water supply in Donbas four years after the Minsk II ceasefire agreement: an outline of experiences and actors of cooperation" CivilMPlus, 28/09/2019.
Lambroschini (2019). "Winter War in Eastern Ukraine: The Everyday Drama of Water and Heating Infrastructure Collapse" Focus Ukraine. A blog of the Kennan Institute, 07/02/2019.
Media
2022. "As Russia fights Ukraine in Donbas, locals cooperate to keep the water flowing" QUARTZ, 04/05/2022.
2022. "'Infrastructure Citizenship: An Expression of Ukrainian Sovereignty in Wartime'" Focus Ukraine. A blog of the Kennan Institute, 07/04/2022.
2022. "Une semaine d'actualité: Sophie Lambroschini, journaliste, experte de la Russie et de l'Ukraine contemporaines" RFI, 01/04/2022.
2022. "Maintaining Critical Infrastructure as a Form of Resistance (Ukrainathon)" PONARS Eurasia (YouTube), 17/03/2022.
2022. "Ukraine : comment préserver les infrastructures ?" france culture, 28/02/2022.
2022. "L'Ukraine, une nation malmenée par l'histoire" TV5 Monde, Le journal international, 05/03/2022.
2022. "Journal de 13h00 du week-end" france inter, 26/02/2022.
Veranstaltungen
10.03.2022 Discussion sur la guerre en Ukraine
- Leitung:
- Sophie Lambroschini