(ANR-DFG) ACCESS-PLUS: L'accès aux droits sociaux en France et en Allemagne : inégalités et discriminations, genre et migrations dans les jeux d'échelles de l'espace européen

Mobilität, Migration und räumliche Neuordnung

Projektleitung: Nikola Tietze (WiKu / CMB)
Fördermittelgeber: DFG-ANR
Projektpartner: CMB, LISE-CNAM, Europa-Universität Flensburg
Laufzeit: 2020 – 2025

Zugang zu sozialen Rechten in Deutschland und Frankreich: Ungleichheiten und Diskriminierungen, Geschlecht und Migration im jeux d’échelles des europäischen Raums

 

Unser Projekt untersucht Europäisierungsprozesse (ab 1957), die die Bedingungen des Zugangs zu sozialen Rechten und Leistungen in Deutschland und Frankreich beeinflussen und dadurch die politischen Handlungsrepertoires und ihre Verflechtungen in der Kompensation sozialer Ungleichheiten und im Kampf gegen Diskriminierungen verändern. Das Konzept des social citizenship, worunter wir (i) eine Narration über soziale Kohäsion, (ii) die Beziehung zwischen individueller Teilhabe, sozialer Sicherheit und Statusnormen und (iii) eine territorial konstituierte politische Ordnung verstehen, stellt unser analytisches Raster dar.

 

Frankreich und Deutschland sind als Vergleichskontexte gewählt worden, deren kontrastreichen Traditionen sozialer citizenship mit der Europäisierung unterschiedliche Verbindungen eingehen. Auf einem abstrakten Gleichheitsbegriff und einer universellen Konzeption sozialer Integration beruhend, erlaubt social citizenship in Frankreich, nach sozialem Status zu differenzieren und das öffentliche Handelns [action publique] an konkrete Zielsetzungen zu binden. In Deutschland hingegen beruht social citizenship auf Zugehörigkeit zu einer soziokulturellen Gemeinschaft und ermöglicht die Delegation an intermediäre Instanzen, dezentrale Organisation und insofern mehr Disparitäten.

Die sozialen Ungleichheiten und Diskriminierungen im Zugang zu sozialen Rechten untersuchen wir im Hinblick auf Frauen und Migranten. Beide Bevölkerungsgruppen sind historisch auf dem Arbeitsmarkt und im Kontext sozialer Sicherung marginalisiert worden. Unser Projekt umfasst drei aufeinander aufbauende Ziele: 1. erarbeiten wir auf der Basis von Primärquellen für Deutschland und Frankreich eine historische Soziologie (i) der Problematisierungsformen des Zugangs zu sozialen Rechten, (ii) der juristischen Kodifizierungen und (iii) der Politikinstrumente der Kompensation sozialer Ungleichheiten und des Antidiskriminierungskampfs im Bereich Geschlechtergleichstellung, Migration und Ethnizität. 2. nehmen wir auf der Basis administrativer und juristischer Dokumente eine Bestandsaufnahme der europäischen Bestimmungen und Regulierungen des Zugangs zu sozialen Rechten und Leistungen vor. Wir gehen 3. den Wirkungen der Europäisierung auf den Zugang zu sozialen Rechten und Leistungen in beiden Ländern nach –insbesondere im Hinblick auf die ausgewählten Bevölkerungsgruppen. Hierbei konzentrieren wir uns auf den Zeitraum nach der Verabschiedung der europäischen Antidiskriminierungsrichtlinie im Jahr 2000.

Das Projekt hat zum Ziel, die Veränderungen, Anpassungen und Schwierigkeiten in der juristischen Kodifizierung und in der Entwicklung von Politikinstrumenten herauszuarbeiten, auf deren Basis in Deutschland und Frankreich Ungleichheiten kompensiert und Diskriminierungen bekämpft werden. Wir arbeiten mithilfe symmetrisch angelegter Fallstudien, die thematisch auf den Zugang zu sozialer Grundsicherung und beruflicher Fortbildung fokussieren.