Dr. Mahaut Ritz | Assoziierte Forscherin
Position
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Assoziierte Forscherin
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Fachbereich
:
Philosophie
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Biographie
Mahaut Ritz ist assoziierte Forscherin im Centre Marc Bloch und Teil der Forschungsgruppe „Kritisches Denken im Plural. Begriffliche Wege der Sozialforschung“.
Nach dem Philosophie-Studium an der Université Grenoble Alpes und an der Freien Universität zu Berlin hat Mahaut Ritz im Rahmen einer Cotutelle zwischen der Université Grenoble Alpes und der Humboldt-Universität zu Berlin promoviert. Sie hat ihre Dissertation auf Französisch und auf Deutsch am 26. Oktober 2018 in Grenoble verteidigt. Ihre Forschungsarbeit drehte sich um das folgende Thema: Prekarität, zwischen Ideologie und Organisierung der Enteignung. (Ihre Dissertation wird Ende 2024 unter dem Titel "Repenser la précarité : de la flexibilité à la dépossession" erscheinen.)
Sie betreibt ihre Forschung an der Schnittstelle zwischen Sozialphilosophie und Epistemologie der Sozialwissenschaften. (Siehe die Projektbeschreibung über "Gesellschaftliche Nützlichkeit und der Ort der Marginalität : Studie über ein Paradigma an der Schnittstelle zwischen Arbeit, Politik und Sozialwissenschaften")
Im Jahr 2021 war sie unter anderem an der Erarbeitung eines Projekts zur Frage des Sinns der Arbeit beteiligt, das im Rahmen eines ERC-Förderantrags eingereicht wurde. 2022 reichte sie zusammen mit Theodora Becker für das Institut für Sozialforschung ein ANR-DFG-Projekt ein mit dem Titel: »"Solidarität" oder "Anpassung"? Eine vergleichende Kartographie kritischer sozialphilosophischer Diagnosen der „Corona-Gesellschaft“«.
Im Frühjahr 2022 wurde sie in das Redaktionskomitee der Zeitschrift Trajectoires des Ciera aufgenommen.
Im Sommersemester 2019 gab sie gemeinsam mit Claire Tomasella ein Seminar zur Einführung in die Socio-histoire am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin.
Stipendium
2013/2016 - Contrat Doctoral de l'Université Grenoble Alpes
2017 - Bourse doctorale du CMB de 4 mois
2018 - Bourse doctorale du CMB pour la fin de thèse (4 mois)
2018 - Soutien financier de l'UFA/DFH à la soutenance en cotutelle
2018 - Bourse de recherche postdoctorale de 3 mois. Titre du projet : « Comment se construisent les solidarités privées de ressources ? Ethnographie de collectifs solidaires appartenant à la scène alternative berlinoise »
2021 - Aide financière du CMB au développement du projet de recherche « “Solidarité” ou “adaptation” ? Une cartographie comparée des diagnostics de la “Corona-Gesellschaft” par la philosophie sociale » (Philo-Sol). Dépôt en mars 2022 en vue d’un financement ANR-DFG en collaboration avec Theodora Becker pour l'Institut für Sozialforschung de Francfort
Forschungsthema
(Dissertation) Prekarität als soziale Problematik und als kritischer Begriff und ihren Entwicklungen von den 1970er Jahren bis heute. Studie der Soziologie der Prekarität
(Postdoc) "Gesellschaftliche Nützlichkeit und der Ort der Marginalität : Studie über ein Paradigma an der Schnittstelle zwischen Arbeit, Politik und Sozialwissenschaften"
Titel der Dissertation
Prekarität, zwischen Ideologie und Organisierung der Enteignung
Zusammenfassung der Dissertation
The thesis falls within the field of social philosophy and is inspired more precisely by the tradition of German critical Theory and its cross-disciplinary orientation. Its object is the critical examination of the concept of precarity, both the problem that the concept seeks to grasp and the critical concept itself.
In the last forty years, since the emergence of words conceptualizing precarity ("precarity", "precariousness", "precarization", "precariat") and their earliest studies, the sociological literature on this subject has burgeoned. Indeed, as the obverse of neoliberal flexibility, precarity, has inspired works on various problems and on a range of scales. These converge mainly toward a conceptualization of precarity as a "social pathology", threatening the cohesion of society as a whole and menacing with exclusion those in unstable positions. Globally, the present thesis finds blind spots and limits to this reading of precarity, starting with the difficulty of discerning the boundary line between positive flexibility and negative precarity in the workplace. Our critical study first calls into question this "pathological" reading of precarity, which has become a generally accepted representation of the subject.
Using France as its basis, the thesis explores the history of transformations in the organization of work and social security at the turning point between Fordism and post-Fordism. It was during these transformations that the first vocabulary of precarity was formulated in France in the 1970s (part I). The thesis focuses on the sociogenesis of critical concepts and its patterning of precarity and exclusion (parts I and II). Based on these studies, the author proposes a critical theory of precarity as a phenomenon linked to the neo-liberalization of the structures of developed capitalist states and as a concept capable of grasping a reality (diagnostic) as well as categorizing the social (ideological) world. Finally, the thesis leads to an understanding of the problem of the "precarious" population in the light of a philosophy of misery and sees in neoliberal precarity an organization of dispossession, in the Marxist sense of the term (part III). In other words, the “precarious” population is conceived above all as dispossessed. The development of autonomous collective projects is thus seen as consequence of this dispossession and offers fertile ground for political reflection.
Institution der Dissertation
Betreuer
(Postdoc) "Gesellschaftliche Nützlichkeit und der Ort der Marginalität : Studie über ein Paradigma an der Schnittstelle zwischen Arbeit, Politik und Sozialwissenschaften"
(Postdoc) "Gesellschaftliche Nützlichkeit und der Ort der Marginalität : Studie über ein Paradigma an der Schnittstelle zwischen Arbeit, Politik und Sozialwissenschaften"
Das Projekt gehört in erster Linie zum interdisziplinären Forschungsfeld, das sich anlässlich der Krise des Gesundheitswesens 2020-2022 neu öffnete (siehe zum Beispiel die Ausgabe Januar-Juni 2022 der wissenschaftlichen Zeitschrift Sociologie du travail mit dem Titel „Arbeit und Anerkennung aus der Perspektive der gesellschaftlichen Nützlichkeit“).
Das Projekt schlägt vor, aus der Perspektive der Marginalität und der marginalisierten Menschen, die von dem französischen Soziologen und Denker der postfordistischen Prekarität, Robert Castel, nicht zufällig als die „Nutzlosen in der Welt“ bezeichnet wurden, vorzugehen. Das Projekt will also den Reichtum und die Vielfalt der soziologischen Studien über Prekarität und prekarisierte Menschen nutzen, um den Begriff der gesellschaftlichen Nützlichkeit zu hinterfragen, über das Problem der Anerkennung der unsichtbaren Arbeit und seiner Aspekte bezüglich der Frage sozialen Gerechtigkeit hinaus. Das Projekt will auch den Ort oder die Orte der Marginalisierten in unseren zeitgenössischen Gesellschaften und im weiteren Sinne in der Forschung in den Sozialwissenschaften hinterfragen und zwar in Hinblick auf die Frage der individuellen Teilnahme am sozialen Umfeld und dem neu gefassten Prinzip gesellschaftlicher Nützlichkeit, bezogen sowohl auf Arbeit als auch auf Politik.
Publikationen
Ende 2024 : Repenser la précarité : entre flexibilité et dépossession, La Fresnaie-Fayel, Editions Otrante.
2019/2020 : Rezensionen für Dygest.
2019 : Article pour le numéro 28 d’Émulations. Revue des jeunes chercheuses et chercheurs en sciences sociales sur le thème « Précarité, précaires, précariat. Allers-retours internationaux ». Titre : « La “précarité” au prisme de l’exclusion : un schème dépolitisant ? »
2018 : « Sur la tradition », dans Où en sommes-nous avec la théorie esthétique d’Adorno ?, dir. Christophe David et Florent Perrier, Pontcerq, 2018. Traduction collective du texte d’Adorno « Über Tradition » avec Victor Frangeul, Katia Genel, Sara Minelli, Frank Müller, Salima Naït-Ahmed, Aurélia Peyrical, Jean Tain et Antonin Wiser.