Mutterinstitut : Universität Erfurt | Position : Assoziierte Forscherin | Fachbereich : Geschichte |

Biographie

Sarah Frenking ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Freigeist-Projekt „The Other Global Germany. Transnational Criminality and Deviant Globalization in the 20th Century“ an der Universität Erfurt und assoziierte Forscherin am Centre Marc Bloch.

Nach dem Studium der Germanistik und Geschichte (Göttingen/ Sorbonne, Paris 1) wurde sie 2020 an der Universität Göttingen mit einer Arbeit über die polizeiliche Kontrolle der deutsch-französischen Grenze (1887-1914) promoviert.

Ihre Forschungsschwerpunkte sind die transnationale Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, Polizei-, Kriminalitäts-, Sexualitäts- und Geschlechtergeschichte sowie border studies und die Geschichte des nation building.

Titel der Dissertation

Zwischenfälle im Reichsland. Überschreiten, Polizieren, Nationalisieren der deutsch-französischen Grenze (1887-1914)

Institution der Dissertation
Georg-August-Universität Göttingen
Projekte

"The Other Global Germany. Transnational Criminality and Deviant Globalization in Germany" (Universität Erfurt)

https://www.uni-erfurt.de/philosophische-fakultaet/seminare-professuren/historisches-seminar/professuren/globalgeschichte/forschung/nachwuchsgruppe/the-other-global-germany-transnational-criminality-and-deviant-globalization-in-germany

Sex, Mobilität, Moral. Raumpraktiken und -wahrnehmungen des „Mädchenhandels“ zwischen Deutschland, Frankreich und Nordafrika (1900-60)

 

In dem Projekt geht es um eine Geschichte transnationaler Mobilität und kommerzieller Sexualität zwischen Deutschland, Frankreich und Nordafrika vom beginnenden 20. Jahrhundert bis in die 1960er Jahre. Im Mittelpunkt steht die Idee des sogenannten „Mädchenhandels“ oder „traite des blanches“, einer Vorstellung, die seit Ende des 19. Jahrhunderts in globalem Maßstab Frauen- und Sittlichkeitsvereine, Polizeiinstitutionen und seit den 1920er Jahren als Trafficking in Women and Children auch den Völkerbund beschäftigte. Dabei geht es erstens um die damit verbundenen Raum- und Moralvorstellungen, etwa öffentliche Annahmen über weit verzweigte kriminelle Netzwerke und grenzübergreifende moral panics. Zweitens finden internationale Kooperationen zur politischen und polizeilichen Raumkontrolle Beachtung. Drittens kommen die Praktiken, Erfahrungen und Bewegungsweisen der in die transnationale Prostitution involvierten Akteur*innen, ihre Raumbezüge, Netzwerke und Routen in den Blick.

Untersucht wird die Vorstellung eines „Mädchenhandels“ und die tatsächliche Mobilität von Akteur*innen zwischen Deutschland, Frankreich und Nordafrika: Dies umfasst nicht nur Frauen, sondern auch Männer wie Touristen oder Soldaten und eine Mobilität nicht nur von Europa nach Nordafrika, sondern auch entgegengesetzt: Zentrale Kontexte sind unter anderem Bordelle im französisch besetzten Rheinland, deutsche Fremdenlegionäre und ihre Verbindung mit der kolonialen Prostitution. Das Ziel besteht in einer transnationalen und -imperialen Geschichte von Mobilität und Globalität „kleiner Akteur*innen“ im Kontext (post)kolonialer politischer, geschlechtlicher und sozialer (Raum)Ordnungen.

 

Publikationen

Monografie

  • Zwischenfälle im Reichsland. Überschreiten, Polizieren, Nationalisieren der deutsch-französischen Grenze (1887-1914). Historische Studien 81, Frankfurt am Main: Campus, 2021.

Sammelband

  • Begrenzungen, Überschreitungen/ Limiter, franchir. Interdisziplinöre Perspektiven auf Grenzen und Körper/ Approches interdisciplinaires sur les frontières et les corps. Deutschland und Frankreich im wissenschaftlichen Dialog/ Le dialogue scientifique franco-allemand, Bd. 11, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2021. (mit Sarah Ehlers, Sarah Kleinmann, Nina Régis, Verena Triesethau)

Aufsätze

  • Bedrohtes Gebiet. Polizeikommissare, Experteninszenierung und Praktiken der nationalen Sicherheit an der deutsch-französischen Grenze um 1900, in: Martin Göllnitz, Sabine Mecking (Hrsg.): Polizei und Sicherheit. Akteure – Heuristik – Repertoires (Geschichte und Ethik der Polizei und öffentlichen Verwaltung, Bd. 5), Wiesbaden 2023, im Erscheinen.
  • Grenzerfahrung, Raumaneignung und Bewegungsweisen. Praxeologische Perspektiven auf das deutsch-französische borderland um 1900, in: Christine Gundermann, Lina Schröder, Markus Wegewitz (Hrsg.): Europäische Grenzregionen. Neue Wege im Umgang mit historischen Raum- und Grenzkonzeptionen in der Geschichtswissenschaft. Dresden 2023, im Erscheinen.
  • Le spectacle de la ligne de frontière. Police, médias et franchissements militaires de la frontière franco-allemande vers 1900, in: Francia. Forschungen zur Westeuropäischen Geschichte, 49 (2022), S. 329-354. (zugleich: Prix »Traduire et diffuser« des DHI Paris).
  • Making the French-German Border. Practices, Conceptions and Perceptions of Spatial Policing 1887-1914, in: Levke Harders, Falko Schnicke (Hrsg.): Belonging across Borders. Studies of the German Historical Institute London, Oxford 2022, S. 137-165.
  • Praktiken des Verschweigens und verschwiegene Raumzusammenhänge. Räumliches Polizieren und Bewegungsfreiheit von Sinti und Roma im Elsass um 1900, in: Bettina Brockmeyer, Richard Hölzl, Philipp Müller, Karolin Wetjen (Hrsg.): Praktiken des (Ver-)Schweigens in Politik, Wissensproduktion und Geschlechterbeziehungen, zur Veröffentlichung angenommen.
  • mit S. Ehlers, S. Kleinmann und V. Triesethau: Körper und Grenzen im Prisma von Erfahrung, Raum und Gewalt, in: Ehlers et.al: Begrenzungen, Überschreitungen/ Limiter, franchir, S. 7-30.// Des corps et des frontières au prisme de l'expérience, de l'espace et de la violence, in: Ehlers et.al: Begrenzungen, Überschreitungen/ Limiter, franchir, S. 31-54.
  • Grenzüberschreitungen. Räumliches Polizieren, körperliche Erfahrungen und die Bedeutung des Nationalen an der deutsch-französischen Grenze um 1900, in: Ehlers et.al: Begrenzungen, Überschreitungen/ Limiter, franchir, S. 57-82.
  • Grenzkontrolle am Nationalfeiertag. Deutsch-französisches border making um 1900, in: Themenportal Europäische Geschichte, 2020, www.europa.clio-online.de/essay/id/fdae-29144.
  • „Fast täglich ergehen von Seiten des Publikums Anfragen an mich, wo die Grenze sei.“ Die Konstruktion der deutsch-französischen Grenze vor Ort um 1900, in: Trajectoires, hors série 3 (2017).
  • Loyalty and Belonging to France and the German Empire. The Negotiation of Jewish-Alsatian Applicants‘ Nationality in French Naturalization-files, 1870-1900, in: Oriol Luján, Laura Canalias (Hrsg.): Los Embates de la Modernidad. Debates en torno la Ciudadaná, el Liberalismo, el Republicanismo, la Democracia y los Movimientos Sociales. Actas del V Encuentro de Jóvenes Investigadores en História Contemporánea. Vol. 4, Barcelona 2017, S. 77-93.

Sonstiges

  • Tagungsbericht: Historikertag 2021: Renitente Sündenböcke. Widersprechen und Aufbegehren in Hafenstädten des 19. und 20. Jahrhunderts, 05.10.2021 – 08.10.2021 hybrid (München), in: H-Soz-Kult, 11.12.2021, (www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-9228).
  • Podcast „von borderlands, Polizei und Polizierten“. Historische Geographie – Aktuelle Forschung. Beiträge aus Forschung und Wissenschaft, Universität Bamberg, 15.07.2021 (https://www.uni-bamberg.de/histgeo/histgeo-bamberg/podcast/)
  • Grenzerfahrung, Annäherungen an die Geschichte einer Grenzgängerin, in: Irène Melix: NO SOLO, D21 Kunstraum Leipzig e.V. Leipzig 2020, S. 33-38.