Herrschaft, Transfer und Sozialisation im mediterranen Raum

Wissenschaftliche Leitung: Leyla Dakhli und Lucas Hardt

 

Die Arbeitsgruppe wird sich in interdisziplinärer Perspektive mit dem mediterranen Raum und insbesondere den verschiedenen Formen des Austauschs in dieser Region befassen. Das Mittelmeer soll in seiner globalen Dimension erforscht und als Ort des sozialen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Austauschs begriffen werden, der weder vor dem Hintergrund eines einzigen „Kulturraums“ noch in seinen Bezügen zum sogenannten „Kontinentaleuropa“ isoliert betrachtet werden kann.

Unser zentrales Anliegen besteht darin, Forschungen über aktuelle Entwicklungen im mediterranen Raum und historisch-vergleichende Studien zusammenzuführen. Dazu fragen wir einerseits nach verschiedenen Wandlungsprozessen im Mittelmeergebiet, die den Prozess von einem offenen und kosmopolitischen Ort des Austauschs hin zu einem eher geschossenen Raum der Post-Migration prägen. Andererseits möchten wir dazu anleiten, nostalgische Narrative vom Mittelmeer, als einem ehemals offenen Raum der Begegnungen kritisch zu hinterfragen wie auch pessimistische Darstellungen einer hermetischen Grenze zwischen Nord und Süd zu überdenken. Dies soll vor allem anhand konkreter Darstellungen und Analysen von Austauschprozessen zwischen Mittelmeeranrainern untereinander aber auch mit anderen Räumen (Afrika, Asien, Zentral- und Osteuropa) geschehen.

Nicht zuletzt geht es uns auch darum, die Reflektion über die besondere (post-) koloniale Dimension der Geschichte und Gegenwart dieses Raums voranzutreiben. Dies betrifft Handels- und Migrationsprozesse, die Ausgestaltung politischer Machtverhältnisse ebenso wie bewaffnete Konflikte und verschiedene Formen von Besatzung. Welche Kontinuitäten und Zäsuren sind diesbezüglich zu verzeichnen? Inwiefern haben sich Selbst- und Fremdbeschreibungen in dieser Region verändert? Wie ist der Wandel in den Verhältnissen zwischen Zentrum und Peripherie sowie Küste und Hinterland zu beschreiben? Welche Faktoren, Akteure, soziale Gruppen und Orte können als Motoren der jeweiligen Veränderungen identifiziert werden? Wir möchten diese Fragen mit einem transnationalen Ansatz untersuchen, der sowohl die sozial- und kulturgeschichtliche Dimension berücksichtigt, als auch die Perspektiven betroffener und gestaltender Akteure zu erfassen vermag.