In the interstices of European citizenship. Intra-European migrants and national diaspora policies in the European Union II
22. Juni | 14:15
Staat, Recht und politischer Konflikt
In den Zwischenräumen der E-U Bürgerschaft. Binnenmigranten und nationale Diasporapolitik in der Europäischen Union (I)
Organisiert von Dr. Cédric Pellen (University of Strasbourg/Centre Marc Bloch in Berlin)
Session I (15.06.2022): Centre Marc Bloch, Berlin
Session II (22.06.2022): CEFRES, Prague
Dieser multidisziplinäre Forschungsworkshop wird in Partnerschaft zwischen dem Centre Marc Bloch in Berlin und dem CEFRES in Prag organisiert. Er zielt darauf ab, Spezialisten für Migration, EU-Bürgerschaft und transnationale politische Praktiken miteinander ins Gespräch zu bringen, um die Frage der gewöhnlichen Beziehungen der innereuropäischen Migranten zu den öffentlichen Diasporapolitiken, die von ihren Herkunftsländern auf sehr unterschiedliche Weise umgesetzt werden, zu erörtern.
Ausführliche Workshop-Beschreibung:
Der Brexit hat in jüngster Zeit die Fragen der politischen Rechte und Praktiken von EU-Bürgern, die in ein anderes europäisches Land ausgewandert sind, stärker ins Blickfeld gerückt. Während des schwierigen Prozesses des Austritts des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union hat die starke Mobilisierung der im Vereinigten Königreich lebenden Europäer und der auf dem Kontinent lebenden Briten die Bedeutung der innereuropäischen Migration und die großen Unterschiede in der Art und Weise, in der die Mitgliedstaaten ihre außerhalb der Grenzen lebenden Staatsangehörigen behandeln, in Erinnerung gerufen.
Obwohl sich die europäische Bürgerschaft seit den letzten dreißig Jahren als Konzept und Status verstärkt hat, genießen die 13,5 Millionen EU-Bürger, die in einem anderen Mitgliedstaat leben, bei weitem nicht alle die gleiche Aufmerksamkeit und Behandlung durch ihr Herkunftsland. Einige behalten ihre vollen Bürgerrechte, während anderen diese Rechte entzogen werden können. Einige haben eine besondere politische Vertretung, während die meisten keine haben. Einige sind Adressaten spezifischer öffentlicher Maßnahmen ihres Herkunftslandes (insbesondere im wirtschaftlichen, sozialen oder schulischen Bereich), während andere ausschließlich unter die Regelungen des Landes fallen, in dem sie sich niedergelassen haben.
In den letzten Jahren hat sich die Forschung über "öffentliche Diasporapolitik" vervielfacht, insbesondere im Rahmen der transnationalen Migrationsstudien, während die Forschung, die sich speziell mit der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten befasst, seltener geworden ist. Die Umsetzung dieser Politik wirft jedoch besondere Herausforderungen auf.
Wie hat sich der Aufbau eines Raums der Freizügigkeit und der gemeinsamen Staatsbürgerschaft auf die Rechte und Pflichten von innereuropäischen Migranten ausgewirkt? Wie lässt sich die anhaltende Vielfalt der staatlichen Maßnahmen für Migranten in den verschiedenen Mitgliedstaaten erklären? Darüber hinaus haben die bestehenden Arbeiten zwar zu einem besseren Verständnis der Beweggründe der Staaten für die Umsetzung von Diasporapolitiken geführt, doch die konkreten Modalitäten der Aneignung dieser Politiken durch ihre im Ausland ansässigen Bürger sind noch wenig bekannt. Streben EU-Bürger, die in einem anderen Mitgliedstaat leben, die Aufrechterhaltung einer staatsbürgerlichen Verbindung zu ihrem Herkunftsland an? Unter welchen Bedingungen und in welchem Kontext nutzen sie tatsächlich die Einrichtungen der öffentlichen Politik, die diese für sie bereitstellen?
Dieser Forschungsworkshop lädt anerkannte Experten für Migration, europäische Bürgerschaft und transnationale politische Praktiken dazu ein, einige ihrer Untersuchungen vor dem Hintergrund dieser Fragen neu zu bewerten. Durch die Gegenüberstellung empirisch fundierter Beiträge in einer entschieden vergleichenden und interdisziplinären Perspektive sollen neue Forschungswegen zu den Interaktionen zwischen innereuropäischen Migranten und ihren Herkunftsländern sowie zur differenzierten Nutzung öffentlicher Diasporapolitiken in der Europäischen Union eröffnet werden.
In diesem Sinne wurde der Workshop in zwei ergänzenden Sitzungen verteilt, die der idealtypischen Unterscheidung folgen, die Alan Gamlen (2006) innerhalb der öffentlichen Diaspora-Politik zwischen Maßnahmen zur Stärkung der Diaspora (capacity building diaspora policies), die darauf abzielen, das Zugehörigkeitsgefühl der im Ausland lebenden Staatsangehörigen zur nationalen Gemeinschaft des Herkunftslandes zu fördern, und Maßnahmen zur Ausweitung der Rechte (extending rights diaspora policies), die darauf abzielen, ihre Beteiligung am politischen Leben in der Diaspora zu fördern, vorgenommen hat.
Die erste Sitzung wird sich mit den Bedingungen befassen, unter denen innereuropäische Migranten die öffentlichen Maßnahmen in Anspruch nehmen, die ihnen von ihrem Herkunftsland zur Verfügung gestellt werden (insbesondere im konsularischen, kulturellen und sozioökonomischen Bereich), und mit der Art und Weise, wie diese Inanspruchnahme mit ihrer Nutzung der EU Bürgerschaft und der damit verbundenen Rechte zusammenhängt.
In diesem Zusammenhang werden die Vorträge besonders auf die Wendepunkten der (Neu-)Definition der Beziehungen zwischen nationalen und supranationalen Staatsbürgerschaften eingehen, die die Osterweiterungen der Europäischen Union und der Brexit darstellen.
Organisator
CEFRES, Prague
Kontakt
Cédric Pellen
cedric.pellen ( at ) cmb.hu-berlin.de
Programm
Mittwoch, 15. Juni 2022
Centre Marc Bloch Berlin
Salle Germaine Tillion - Friedrichstraße 191 - Berlin
Online auf Zoom
14h30: Begrüßung und Vorstellung von Cédric Pellen (Université de Strasbourg/Centre Marc Bloch)
14h45: Keynote
- Adrian Favell (University of Leeds/Wissenschaftskolleg zu Berlin): “EU movers, EU citizenship and national politics: looking back at “Eurostars and Eurocities” and PIONEUR”
15h45: Pause
16h00-18h00: Session 1: Intra-European migrants’ representations and practices of diaspora policies
Chair: Dieter Gosewinkel (Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung)
Discussant: Daniela Heimpel (Centre Marc Bloch)
- Magdalena Lesińska (Centre of Migration Research at University of Warsaw): “Between Poland and Ireland: transnational practices of Polish post-accession migrants”
- Christine Barwick (Europa-Universität Flensburg / Centre Marc Bloch): "Effects of Brexit on British citizens in Berlin”
- Lucie Lamy (Université Paris-Diderot/Centre Marc Bloch): “A diaspora of non-migrants? Latvia’s Ethnic Germans between Soviet legacy and European national minorities policy”
Wednesday 22 June 2022
CEFRES Prag
CEFRES Library – Na Florenci 3 - Prag
Online auf Zoom
14h30: Begrüssung von Jérôme Heurtaux, Direktor des CEFRES
14h45: Keynote
- Eva Ostergaard-Nielsen (Universitat Autònoma de Barcelona): “Migrant transnational political engagement: conceptual and methodological challenges.”
15h45: Pause
16h00 – 18h30: Session 2: The transnational political mobilization of intra-European migrants
Chair: Eva Ostergaard-Nielsen (Universitat Autònoma de Barcelona) '
Discussant: Michèle Baussant (CEFRES)
- Eszter Kovács (Centre for Social Sciences, Institute for Minority Studies): "Transnational political engagement of Hungarian kin-minorities and Hungarian migrants: A comparative approach."
- Kristýna Janurová (Geographic Migration Center - Charles University Prague): “Political participation of pre-Brexit Czech migrants in the UK: notable passive interest and limited active action”
- Cédric Pellen (Université de Strasbourg/Centre Marc Bloch): “Do French living abroad really care about French elections? A case study of the political (dis)engagement of French nationals in Berlin during the 2022 French elections”.
- Florence Vychytil-Baudoux (EHESS Paris/CEFRES): “Challenging the other “Great Mute”: diaspora civic empowerment and the rethinking of Polish exile politics in France in the late 1940s/early 1950s.”