Vortrag

Konsum und Habitus - zur Genealogie eines Konsumtionsmodells bürgerlicher Freiheit im 19. Jahrhundert

27. Juni | 11:00

Umwelt, Klima, Energie: Gesellschaften und ihre ökologischen Herausforderungen

Vortrag von Dirk Schuck (Universität Erfurt/ CMB):

Im Zuge der Industrialisierung verändert sich die Vorstellung bürgerlicher Freiheit. War diese agrarökonomisch primär an den Besitz von Grundeigentum gebunden, zeigt sich vor allem in städtischen Räumen in England bereits im ausgehenden 18. Jahrhundert ein Freiheitsverständnis, bei dem Freiheit in einem demonstrativen Güterkonsum zum Ausdruck kommt, der dabei gesellschaftlich die individuelle Arbeitsleistung der Konsumierenden zur Geltung bringen soll. Diese Verschiebung hat multifaktorale Gründe. Sie bewirkt die soziale Integration breiter Schichten in ein bürgerliches Wertegefüge und wird wissenschaftsgeschichtlich begleitet von einem neuen Verständnis der Gesellschaft als eines Raums sozialer Zeichen, in dem Konsum als Anzeiger sozialen Status fungiert. Im Hinblick auf eine politische Genealogie des Besitzindividualismus als des Konnex von Freiheit und Privateigentum war diese Entwicklung ein wichtiger Schritt hin zur Entstehung einer neoliberalen Idee von Freiheit als "Konsumentensouveränität" im 20. Jahrhundert.

Kommentar: Marius Bickhardt (Sciences Po Paris/ CMB)

Kontakt

Dirk Schuck
dirk.schuck  ( at )  uni-leipzig.de

Ort

Hybrid : Germaine-Tillion-Saal & Online