Dr. des. Gesine Brede | Assoziierte Forscherin

Mobilität, Migration und räumliche Neuordnung
Centre Marc Bloch, Friedrichstraße 191, D-10117 Berlin
E-Mail: gesine.brede  ( at )  cmb.hu-berlin.de Tel: +49(0) 30 / 20 93 70700

Mutterinstitut : Goethe-Universität Frankfurt | Position : Wissenschaftliche Mitarbeiterin/Postdoc Goethe-Universität Frankfurt, Institut für Romanische Sprachen und Literaturen - regelmäßige TRANS.ARCH-Fellow in Bogotá, Buenos Aires, Lima, Santa Fé/Argentinien (EU-MSCA, 2021-2025) | Fachbereich : Literaturwissenschaft |

Biographie

09/ bis 10/2023 Maison Française d'Oxford (Kooperation des CMB) https://mfo.web.ox.ac.uk/people/gesine-brede

02/2022 bis 08/2023 Forschungs- und Lehraufenthalte für Trans.arch an der Pontificia Universidad Javeriana Bogotá, der Pontificia Universidad Católica del Perú, Lima, sowie der Universidad Tres de Febrero, Buenos Aires, im Rahmen von https://trans-arch.org

seit 12/2021 Projektmitarbeiterin Trans.arch (EU-MSCA Horizon 2020, Archives in transition, https://trans-arch.org) Goethe-Universität Frankfurt

seit 09/2022 Wissenschaftliche Mitarbeiterin Orientierungsstudium Geistes- und Sozialwissenschaft, Institut für Romanische Sprachen und Literaturen, Goethe-Universität Frankfurt

2021-2022 Lehrbeauftragte Goethe-Universität Frankfurt

2019-2021 Französisches Gymnasium Berlin

2019 Dozentin für Deutsch als Fremdsprache Goethe-Institut Freiburg und Berlin

2018 2. Staatsexamen (Deutsch-Französisches Gymnasium Freiburg)

2012-2016 Promotion Literatur und Kultur Lateinamerikas (Romanistik), Goethe-Universität Frankfurt

2012 DAAD-Promotionsstipendium Universidad de Buenos Aires

2008-2011 Wissenschaftliche Mitarbeiterin Projekt "Wahrheit und Gewalt. Der Diskurs der Folter" (VW-Stiftung), Universität Konstanz 

2008 Wissenschaftliche Hilfskraft SFB 485 Norm und Symbol, Projekt: "Grenzbedingungen des Sozialen" Universität Konstanz 

2008 Wissenschaftliche Hilfskraft Datenbank "Religionswissenschaft der Antike" Universität Konstanz 

2008 M. A. und 1. Staatsexamen in Germanistik und Romanistik (Französisch)

2005 Zwischenprüfung Politikwissenschaft

2004-2005 Auslandsstudium Universitat de València

2002-2003 Fremdsprachenassistenz des PAD, Lyon/St. Etienne

Forschungsthema

- Piraterie, Völkerrecht und die Ästhetik des mare liberum

hugenottische Reiseberichte

- Insulaires und Archipeltheorie  

- Europäische Grenzregime in zeitgenössischen TV-Serien über die Karibik

- El río und der blue turn in südamerikanischen Urwalderzählungen

- Spuren des forensic turn und Nekropolitik in zeitgenössicher lateinamerikanischer Literatur

- Adaptionen des Antigone-Mythos in deutsch-französischen Kontexten

- Die frankophone Karibik in deutschen Französischlehrwerken

- Politische Bildung und interkulturelle Kompetenzen im Fremdsprachenunterricht

- Räumliche Simulationen im Fremdsprachenunterricht

Titel der Dissertation

Historia(s) buscada(s). Das Narrativ der niños desaparecidos in politischem Diskurs und Roman der argentinischen Postdiktatur

Zusammenfassung der Dissertation

Die Arbeit befasst sich mit Narrativen der sog. niños desaparecidos von Argentinien, die maßgeblich von den Abuelas de Plaza de Mayo, der von diesen etablierten Möglichkeit der Identifizierung jener - heute längst erwachsenen - Kinder über Gentest sowie eine ganze Reihe von Filmen, Romanen und Serien geprägt wurden. Dabei zeigen sich Schemata semantischer Überdeterminierungen, die in der Rezeptionsperspektive spezifisch kathartische Funktionen erfüllen, die über die dramatische Wiedererkennung der Kinder verlaufen und erlauben, die zeitliche Kontinuität sowie die soziokulturelle Kohärenz der nun feminisierten nación argentina im Bild der wiederhergestellten Genealogien zu vermitteln. Das Zusammenspiel von juristischen Institutionen, Gendatenbanken, den Abuelas und auch Psycholog:innen zeigt auf, dass in Argentinien wie letztlich auch in der Kinderrechtscharta der Vereinten Nationen ein postkolonial geprägter Identitätsbegriff vorliegt, der zwar Desiderata des strategic essentialism nach Spivak erfüllt, jedoch u. U. nicht nachhaltig diskursfördernd fungiert. Dies erörtert die Arbeit mit rezeptionstheoretischen Ansätzen von Ricoeur, Iser u. a. anhand von politischen Texten, vier Romanen (Osorio: A veinte años, Luz, Rosenberg: Un hilo rojo, Kohan: Dos veces junio, Vázquez Montalbán: Quinteto de Buenos Aires) sowie einer Mini-Serie aus den Jahren 1995 bis 2012, ergänzt durch erinnerungspolitisch kontextualisierte Betrachtungen, die auch Formen der Remediatisierung (Erll/Rigney) berücksichtigen.

Institution der Dissertation
Goethe-Universität Frankfurt
Betreuer
Prof. Dr. Roland Spiller
Projekte

- DFG-Netzwerk "An den Rändern der Moderne. Konvergenz von Subjektkonzeptionen zwischen Vor- und Nachmoderne" (Dr. Stephanie Béreiziat-Lang)

- DFG Network "Voices and Agencies: America and the Atlantic, 1600-1865" (Dr. Elena Furlanetto, Dr. Ilka Brasch)

Organisation von Veranstaltungen

Coloquio internacional: Archivos: entramados y transformaciones polifónicas de la memoria en Colombia

Pontificia Universidad Javeriana, Bogotá, 8.-10. August 2023

Recht und Raum in franko- und hispanophonen Piratenerzählungen (1590-1720)

Ich interessiere mich für frühneuzeitliche Texte in französischer und spanischer Sprache über Piraterie in der Karibik und Südamerika. Mein Ziel ist es, die kulturellen Spuren der Debatten um das entstehende Völkerrecht (insbesondere de Vitorias ius communicationis & Grotius' mare liberum) auf der narrativen Ebene der Texte bzw. der Inszenierung des Piraten als heroischer Figur sowie in den Darstellungen von Wasserräumen zu untersuchen. Nur in den wenigsten Fällen geht es dabei um Konflikte auf hoher See (im Gegensatz zu Darstellungen aus Portugal oder ab dem 19. Jahrhundert), sondern vielmehr um Häfen und Hafenstädte, Buchten, Küsten und Strände, Inseln, Archipele und Halbinseln, Flüsse und ihr Hinterland etc. Während in den spanischen Texten eine Angst vor dem Wasser spürbar ist, zeichnen sich die französischen Texte eher durch geografisch inspirierte Formen der Reiseschrift aus. Es stellt sich die Frage, inwieweit katholische und protestantische Formen der Raumdarstellung in dieser Zeit der frühen Globalisierung zum Tragen kommen. Der Fokus auf Frankreich und Spanien dient dazu, zwei zentrale imperiale Mächte in ihren Formen der Grenzziehung, der räumlichen Besetzung, des Umgangs mit Alterität und der kolonialen Selbstlegitimation in eine selten verfolgte vergleichende Perspektive zu stellen. Mit dem Fokus auf das Meer als Ausgangspunkt eines nach wie vor vorherrschenden Rechtsuniversalismus nicht nur im internationalen Seerecht, sondern auch in der Menschenrechtskonzeption, knüpft das Projekt an heutige Diskussionen um Kosmopolitismus und den rechtlichen Status der (Tief-)See an.    

Publikationen

In Vorbereitung: Archivos en transición. Memorias colectivas y usos subalternos, hg. mit Roland Spiller (Narr-Attempto)   

Selektion

„Zur Frage unzuverlässigen Erzählens in der Frühen Neuzeit. Das Beispiel von A. O.

Exquemelins Erzählung von der karibischen Piraterie des 17. Jahrhunderts in

romanischer Übersetzung (Piratas de la luz 1681, Histoire des aventuriers flibustiers

1686)“, in: Burnautzki, Sarah/Welge, Jobst (ed.): Was ist unzuverlässiges Erzählen?

(Un)zuverlässigkeit – (Selbst)referentialität – (De)naturalisierungsstrategien, DeGruyter

2023; Band zum 37. Romanistentag 2021 in Augsburg; in preparation.

„Kannibalismus im Zeichen des ‚gerechten Krieges‘. Zur textuellen Einverleibung der

Indios Bravos in „L’Histoire des aventuriers flibustiers“ (1678/86) von Alexandre Olivier

Exquemelin“, in: Lang, Stefanie (ed.): Verkörpern und Einverleiben – literarische

Modellierungen zwischen Eucharistie und Kannibalismus in der frühneuzeitlichen Romania,

DeGruyter 2023.

„Die niñxs desaparecidxs in der argentinischen Literatur der Postdiktatur. Von der

traumatischen Leerstelle zum kulturhistorischen Anschauungsgegenstand“, in:

Burnautzki, Sarah/Kuschel, Daniela (ed.): Paralleldimensionen des Erinnerns in

Lateinamerika: Diktaturerfahrung und literarische Aufarbeitung (Hispano-Americana,

Band 77), Frankfurt a. M. u.a.: Peter Lang 2021; p. 21-38.

[https://www.peterlang.com/document/1140544#document-details-anchor]

„Zwischen Emergenz und dem Blick aus dem Fenster: Sammlerkultur und

Kontingenzbewältigung in zwei Facebook-Serien aus dem Corona-Lockdown (2020)“, in:

Hertrampf, Marina Ortrud (ed.): Corona: Krise oder Wende? Wie Krisen Kulturen

verunsichern und verändern / Corona: crisis or change? How crises unsettle and change

cultures, PhiN. Philologie im Netz, Beiheft 24; Freie Universität Berlin, 2020.

[http://web.fu-berlin.de/phin/beiheft24/b24t27.pdf]

„Zwischen Tradition und Transition. Zur Heroisierung der Großmütter der Plaza de

Mayo in der argentinischen Postdiktatur“, in: helden.heroes.héros. E-Journal zu Kulturen

des Heroischen. Sonderheft Heroische Kollektive. Zwischen Norm und Exzeptionalität,

Freiburg i. Br. 2019.

[https://freidok.uni-freiburg.de/data/151673]

„La delimitación del vacío. Narrativas de la búsqueda de los niños desaparecidos de

Argentina como señal de una crisis cultural“, in: Schrott, Angela/Witthaus, Jan-Henrik

(ed.): Crisis e identidad. Perspectivas interdisciplinarias desde América Latina (HispanoAmericana, Band 62), Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang, 2017.

[https://www.peterlang.com/document/1057141]

Didaktische Publikationen

¿Qué pasa?, Oberstufenlehrwerk, Lehrerkommentar, Kap. 7, 8. Braunschweig: Cornelsen, 2023.

Découvertes 3 [Bayern], Lehrerbuch. Ch. 3, 6. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 2021.

„La représentation des Antilles françaises dans les manuels de français en Allemagne. A

propos d’un enseignement du français au-delà de l’amitié franco-allemande“, in: Brüske,

Anne/Jansen, Silke/Lay Brander, Miriam (ed.): „Between mobilities and demarcations of

boundaries: Education and the politics of education in the Caribbean – Entre mobilités et

démarcations de frontières : Éducation et politiques éducatives dans les Caraïbes“, Band

zur Jahreskonferenz der Society for Caribbean Research (SoCaRe) an der FriedrichAlexander-Universität Erlangen-Nürnberg, 5.-13.3.2021; in print.

Journalistische Publikationen

„Der Fluch von ‚Jamaika‘“ [zur Piratenmetaphorik der ZEIT-Cover-Illustration anlässlich

der Bundestagswahl 2017], in: der Freitag (10.10.2017)

[https://www.freitag.de/autoren/fgbrede/der-fluch-von-jamaika]

„Einblicke in das jüdische Leben“ (zum Europäischen Tag der jüdischen Kultur in zwei

Konstanzer Gemeinden), in: Südkurier, Redaktion Konstanz (8.9.2008)

„Grenzgänger“ [zum Seminar „Grenzen in der europäischen Literatur“ im Literaturhaus

Gottlieben, Schweiz], in: unikon, Pressestelle der Universität Konstanz (09/2003)

„Stramme Plastinate“ [zum Frauenbild der Ausstellung „Körperwelten“], in: taz – die

tageszeitung (26.3.2000)