Dr. Johannes Dahm | Assoziierter Forscher

Mobilität, Migration und räumliche Neuordnung
Centre Marc Bloch, Friedrichstraße 191, D-10117 Berlin
E-Mail: Johannes.Dahm  ( at )  univ-nantes.fr Tel: +49(0) 30 / 20 93 70700

Mutterinstitut : Université Nantes | Position : Maître de conférences | Fachbereich : Germanistik |

Biographie

2016 verteidigte Johannes Dahm seine Doktorarbeit an der Universität Straßburg (Fachgebiet: Sprachwissenschaft); seit 2017 arbeitet er als Maître de conférences an der Universität Nantes, wo er am Centre de Recherche sur les Identités, les Nations et l‘Interculturalité (CRINI UR 1162) forscht. Seine Forschungsinteressen liegen im Bereich der interdisziplinären Diskursforschung; Schwerpunkte richten sich dabei auf das Verhältnis von Sprache und Wissen, auf theoretische und methodische (analysepraktische) Aspekte.

Lebenslauf als Datei
Forschungsthema

Diskursforschung, Diskurslinguistik, Diskurssemantik, Kognitive Linguistik (Frame-Semantik), Korpuslinguistik

Soziale Repräsentationen (Theorie und Methode)

Kulturerbe-Diskurse, Aneignungsdiskurse, Stadtlandschaftsdiskurse, Fachdiskurse (Fachsprachen)

Das architektonisch-stadtplanerische Erbe der deutschen Kaiserzeit in Polen und Frankreich: Diskursive Vermessungen gründerzeitlich geprägter Stadtlandschaften.

Das Projekt perspektiviert gründerzeitlich-wilhelminisch geprägte Stadtlandschaften in Polen und Frankreich. Unter Berücksichtigung diachroner und synchroner Betrachtungswinkel werden entsprechende – sozial-diskursiv konstituierte – (urbane) Räume diskurssemantisch beleuchtet.

Im Zentrum stehen dabei Diskursgeflechte, die sich um wilhelminische Stadtlandschaften bzw. Stadterweiterungen wie das sogenannte Posener Kaiserforum oder die Straßburger Neustadt ranken: Aneignungsdiskurse bzw. Diskurse um kulturelle Appropriation, Kulturerbe-Diskurse, Fachdiskurse, Pressediskurse, (lokale) Alltagsdiskurse, etc. Die Straßburger Neustadt etwa wurde im Jahre 2017 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt; im Zuge eines dezidierten Stadtmarketings (Place branding) profiliert sich ein urbaner Fremdkörper als konstitutiver Bestandteil der lokalen Identität. Die Neustadt wird semantisch neu vermessen, neu erzählt, durch Impulse bestimmter Diskursakteure mit einem ‚progressiven‘ Narrativ versehen, das einen jahrzehntelang überdauernden ‚konservierenden‘ Diskurs aufbrechen konnte und damit (vor allem) der lokalen Bevölkerung neue Anschauungsweisen und Perzeptionsmöglichkeiten gestattet. 

Materialität und Bildlichkeit emblematischer Bauten, charakteristischer Straßenzüge, mehr oder minder großflächiger Wohnquartiere und eklektisch-historisierender Architekturen in Polen (etwa in Posen, Stettin und Breslau) und Frankreich (etwa in Metz und Straßburg) stellen das Ausgangssubstrat besagter Stadtlandschaften dar, die, um imaginierte (virtuelle) Welten und Vorstellungsfelder erweitert, erst im Diskurs als ebensolche Stadtlandschaften Sinnzuschreibungen erfahren. 

Aus einem diachron orientierten Betrachtungswinkel heraus werden einschlägige Diskursfragmente, die zu unterschiedlichen Zeiten (vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis heute) in Frankreich, Deutschland und Polen zirkulier(t)en, zu Diskurssträngen zusammengetragen (Textkorpora). Zunächst werden Diskurse um die Stadterweiterungen in Posen und Metz in den Blick genommen und hinsichtlich verschiedener Aspekte untersucht: Diskursakteure, Diskursordnungen, (soziale) Repräsentationen, Wahrnehmungsmuster, Interessenkonflikte, Veränderungsdynamiken, Diskontinuitäten, Bruchstellen, diskursive Ereignisse, Strategien der Appropriation, hegemoniale Strategien, ... aber auch: Identitätsfragen, Aspekte des geteilten Kulturerbes (shared heritage) und des kulturellen Gedächtnisses. 

Interviews und Passantenbefragungen in Posen und Metz können zudem Aufschluss darüber geben, wie die gründerzeitlichen Stadtlandschaften im lokalen Diskurs zum gegenwärtigen Zeitpunkt verhandelt werden. Die interdisziplinäre (auch synchron orientierte) Analyse der Korpora geschriebener und gesprochener Sprache verzahnt in theoretischer und methodischer Hinsicht linguistische und sozialpsychologische Ansätze.