Leon Schlüter | Assoziierter Doktorand
Mutterinstitut
:
Freie Universität Berlin
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Position
:
Doktorand
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Fachbereich
:
Philosophie
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Biographie
Leon Schlüter ist seit April 2024 Doktorand am Institut für Philosophie der Freien Universität Berlin und seit Oktober 2024 am Centre Marc Bloch assoziiert, wo er Teil des Forschungsschwerpunktes „Kritisches Denken im Plural“ ist. In seiner Doktorarbeit untersucht Leon die autoritären Dynamiken von Grenzen. Seine Forschung bewegt sich an der Schnittstelle von politischer Theorie und Sozialphilosophie. Dabei interessiert er sich insbesondere für die Geschichtlichkeit von Grenzen und die Frage, wie diese soziale Verhältnisse gewaltsam formen.
Zuvor hat Leon im Master Philosophie an der Freien Universität Berlin und Sozialwissenschaften („Research Training Program in Social Sciences“) an der Humboldt-Universität zu Berlin studiert. Im Bachelor hat er Philosophie und Wirtschaftswissenschaften an der Universität Bayreuth sowie als Gaststudent am University College London studiert. Daneben hat er in den letzen Jahren verschiedene Seminare zur Politik der (Un-)Gleichheit, zivilem Ungehorsam und politischen Theater unterrichtet und engagiert sich gegen Abschiebungen.
Stipendium
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsthema
Das Promotionsprojekt fragt, ob und wie Grenzen autoritäre Dynamiken innerhalb von liberal-demokratischen Ordnungen befördern. Möglich gemacht wird eine solche Fragestellung durch ein verändertes Verständnis von Grenzen, das diese nicht länger ausschließlich mit den äußeren Demarkationslinien von Nationalstaaten identifiziert. Werden Grenzen stattdessen als räumlich ausgreifende und komplexe politische Institutionen neu erschlossen, lässt sich fragen, wie sie Gesellschaften von innen heraus verändern. Dazu verfolgt das Projekt einen interdisziplinären Ansatz, der politische Theoriebildung mit bestehenden empirischen Arbeiten verbindet, die eine „dichte Beschreibung“ (C. Geertz) der Wirkungsweisen von Grenzen ermöglichen. Praktiken der Vergrenzung (Migrationskontrollen, Abschiebungen etc.) – so das übergreifende Argument – (i) erzeugen und verschärfen soziale Antagonismen, (ii) erweitern die Fähigkeit von Staaten, Menschen zu erfassen und ihre täglichen Interaktionen zu kontrollieren und (iii) begünstigen die Zirkulation von staatlich sanktionierten sowie außerrechtlichen Formen von Gewalt. Entlang dieser drei Achsen sollen die autoritären Dynamiken von Grenzen nachgezeichnet und deren demokratietheoretischen Implikationen ausgeleuchtet werden. Dabei knüpft das Projekt an neuere Arbeiten in der politischen Philosophie an, die analysiert haben, wie demokratische Rechte und Beteiligungsmöglichkeiten durch eine zunehmend restriktive Grenzpolitik gefährdet werden. Anders als diese Arbeiten versteht es Grenzen jedoch nicht als etwas, das liberalen Ordnungen äußerlich und entgegensetzt wäre. Grenzen müssen vielmehr als integraler Bestandteil liberaler Ordnungsvorstellungen verstanden werden. Hier setzt das Promotionsprojekt neu an, indem es untersucht, inwiefern autoritäre Tendenzen – vermittelt durch verschiedene Formen der Grenzziehung – bereits im Inneren von liberalen Demokratien selbst angelegt sind. Auf diese Weise hofft es zu zeigen, dass demokratische Beziehungsweisen letztlich immer auch gegen Grenzen und die Gewalt, die diese in die Welt bringen, erstritten und verteidigt werden müssen.
Titel der Dissertation
Verdrängte Gewalt: Politische Philosophie und der Autoritarismus der Grenze
Institution der Dissertation
Betreuer
Publikationen
(1) Schlüter, Leon 2023: "‚Against Borders’: Wie eine Welt ohne Grenzen gedacht und erstritten werden kann." Movements: Journal for Critical Migration and Border Regime Studies 7(2), 179–183.
(2) Schlüter, Leon 2022: "Revealing Invisible Inequalities in Egalitarian Political Theory." Journal of Global Ethics 18(1), 134–151.
(3) Schlüter, Leon 2021: "Resisting Epistemic Injustices: Beyond Anderson’s ‘Imperative of Integration’." Las Torres de Lucca: International Journal of Political Philosophy 10(19), 159–170.