Dr. Susann Baller | Forscherin

Dynamiken und Erfahrungen der Globalisierung
Centre Marc Bloch, Friedrichstraße 191, D-10117 Berlin
E-Mail: susann.baller  ( at )  cmb.hu-berlin.de Tel: +49(0) 30 / 20 93 70700

Mutterinstitut : Deutsches Historisches Institut Paris/ Centre Marc Bloch | Position : Forscherin | Fachbereich : Geschichte , Afrikawissenschaften , Zeitgenössische Geschichte |

Biographie

Susann Baller ist seit Januar 2024 Forscherin am Centre Marc Bloch. Dort hat sie eine Kooperationsstelle des Deutsche Historische Institut Paris (DHIP) inne, die von der Max Weber Stiftung gefördert wird. Zuvor arbeitete Susann Baller für das Deutsche Historische Institut Paris (DHIP), von 2021-2023 als Direktorin des Merian Institute for Advanced Studies in Africa (MIASA), das mit Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) an der University of Ghana in Accra (Legon) angesiedelt ist, und von 2017-2020 als wissenschaftliche Leiterin der Transnationalen Forschungsgruppe „Die Bürokratisierung afrikanischer Gesellschaften“, das in Zusammenarbeit mit dem Centre de recherches sur les politiques sociales (CREPOS) in Dakar verortet war. Davor war Susann Baller wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Humboldt-Universität zu Berlin und an der Universität Basel sowie Stipendiatin des Schweizerischen Nationalfonds am Institut des mondes africaines (IMAF) in Paris und an der University of Michigan sowie Fellow an der Bayreuth Academy of Advanced African Studies.

Ihr disziplinärer Schwerpunkt liegt in der Geschichte Afrikas. Ihre an der Humboldt-Universität zu Berlin abgeschlossene Dissertation ist unter dem Titel „Spielfelder der Stadt: Fußball und Jugendpolitik seit 1950“ (2010) veröffentlicht. Ihr Habilitationsprojekt behandelt das Thema „Politiker auf Reisen: Macht und ihre Repräsentation in Westafrika während der Dekolonisierung, 1945-62“. Neben den Themenfeldern Stadt-, Sport- und Jugendgeschichte sowie der Phase der Dekolonisierung hat sie sich darüber hinaus in den letzten Jahren mit den Themen Bürokratisierung, Wissensproduktion und Wissenschaftskooperation sowie Restitution kultureller Objekte aus Afrika beschäftigt.

Politiker auf Reisen. Staatsbesuche in Westafrika währen der Dekolonisation (1945-1962)

Das Habilitationsprojekt betrachtet Staatsbesuche und andere offizielle politische Reisen, die afrikanische und französische Politiker in der Phase de Dekolonisation im Zeitraum nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die frühen 1960er Jahre innerhalb Westafrikas sowie zwischen Westafrika und Europa durchführten. Der regionale Schwerpunkt bezieht sich insbesondere auf das Gebiet der Afrique occidentale française (AOF), berücksichtigt aber auch Teile der 1958 geschaffenen Communauté française und die teils realisierten sowie teils nur geplanten Föderationen der Ghana-Guinea-Union, der Fédération du Mali und Senegambia. Die Arbeit reflektiert politische Transformationsprozesse anhand der kulturellen und sozialen Praktik des Reisens. Das Forschungsprojekt fragt nach der Rolle von Reisen bei der Produktion politischer Ordnungen und imperialer, nationaler und panafrikanischer Visionen.

Die Reisen dienten nicht allein diplomatischen Verhandlungen und dem Aus- und Ausbau von Wirtschaftsbeziehungen, sondern sie bildeten auch eine Bühne symbolischer Repräsentation. Für französische Politiker lieferte diese Bühne eine Gelegenheit, den fortwährenden kolonialen Einfluss Frankreichs zu zelebrieren. Für westafrikanische Politiker waren die Reisen eine Möglichkeit, ihre jeweiligen Staaten auf dem internationalen Parkett in Szene zu setzen und panafrikanische Ideale zu bewerben, vor allem ab 1958 mit größerer Autonomie und 1960 mit der staatlichen Unabhängigkeit. Zugleich machen die Reisen afrikanischer Politiker der Communauté deutlich, dass für sie die Reisen im frankophonen Kontext vertrautes Terrain blieben, während ihre Reisen ins anglophone Afrika oder auch in die Länder des Ostblocks oftmals von Missverständnissen geprägt waren.

Basierend auf Zeitungsberichten sowie auf Archivquellen insbesondere aus dem Senegal, aus Frankreich und aus Großbritannien, betrachtet das Forschungsprojekt die Reiserouten, das diplomatische Protokoll und das Besuchsprogramm vor Ort. Es geht dabei sowohl um die Reiseplanung als auch um die mediale Berichterstattung und individuelle Berichte über die Reisen. Untersucht wird die steigende Anzahl von Reisen und neuen Reisedestinationen sowie die Dauer von Reisen und Aufenthalt (aber auch der Abwesenheit vom Heimatort). Besonderes Augenmerk liegt auf der Neu-Aushandlung des diplomatischen Zeremoniells insbesondere bei Reisen afrikanischer Politiker in einer Zeit schnellen politischen Wandels. Von speziellem Interesse sind außerdem all jene Momente, die sich der Kontrolle der Reiseplanung entzogen (von Verspätungen und Missverständnissen bis zu Protesten).