Dr. Bruna Martins Coelho | Assoziierte Forscherin

Kritisches Denken im Plural. Begriffliche Wege der Sozialforschung
Centre Marc Bloch, Friedrichstraße 191, D-10117 Berlin
E-Mail: brunamartinscoelho  ( at )  tutanota.com Tel: +49(0) 30 / 20 93 70700

Mutterinstitut : Marc Bloch Zentrum | Position : Assoziierte Forscherin | Fachbereich : Philosophie , Sozialpsychologie , Zeitgenössische Geschichte |

Biographie

Bruna MARTINS COELHO ist assoziierte Forscherin am Centre Marc Bloch und hat ihren Doktortitel in Philosophie an der Universität Paris 8 im Jahr 2022 erworben. Ihre Dissertation trägt den Titel  "La fabrication de la famille traditionnelle: une nécrologie de la nation brésilienne" (Finanzierung: Ministerium für Bildung, Brasilien / CAPES). Sie besitzt einen Bachelor- und einen Masterabschluss in Philosophie von der Universität São Paulo, wobei letzterer dem Studieren der Beziehung zwischen dem Philosophen Gilles Deleuze und der Psychoanalyse gewidmet ist. Sie ist Mitglied des Projekts "Paradoxien der Emanzipation: Wissen und Demokratie im Zeitalter der Post-Wahrheit" (Centre Marc Bloch/Humboldt, Universität São Paulo) sowie der Forschungsgruppen Nexos-Southeast (Cnpq/Brasilien). Sie hat als Lehrbeauftragte an der Europa-Universität Viadrina - Frankfurt (Oder) (2023) und an der Universität Toulouse Jean-Jaurès (2019) unterrichtet. Ihre Forschungen, geprägt von Transdisziplinarität, bewegen sich an der Schnittstelle von politischer Philosophie, feministischen und dekolonialen Epistemologien, Geschichte und französischem Poststrukturalismus. Zu ihren neuesten Veröffentlichungen gehören das Buchkapitel "Objekt: Dies ist kein Papier 'über' anthropobszenische Universität" (Theorieverschiebung durch den Globalen Süden, Berlin, ICI Press, 2024); der gemeinsam mit Felipe Ribeiro verfasste Artikel "Neoliberalismus als Kriegsmaschine (oder zur Krise der Biopolitik): Lazzarato gegen Foucault" (Argumente - Zeitschrift für Philosophie, Nr. 29, 2023) und die Rezension "'Sexo, gênero e sexualidades', von Elsa Dorlin: Eine Genealogie der feministischen theoretischen Praktiken" (Cadernos Pagu, Bd. 64, S. 1–6, 6. Juni 2022). Sie war außerdem an der Organisation von Aktivitäten zur Bekämpfung von Geschlechtergewalt beteiligt: die Konzeption des Kulturvermittlungsprojekts im Centre Culturel de São Paulo, das vom Kollektiv GENERX unterzeichnet wurde (2015) und des Workshops des Vereins Faire Face in Toulouse (2016-2017).

Stipendium

2021 - 2021 Forschungsstipendium für Doktoranden, Marc Bloch Zentrum, Berlin
2015 - 2018 Forschungsstipendium für Doktoranden, CAPES, Brasília
 

Titel der Dissertation
Die Herstellung der traditionellen Familie: Eine Nekrologie der brasilianischen Nation
Zusammenfassung der Dissertation

Im genealogischen Studium untersuche ich die Mutationen des familiären Nationalismus in Brasilien und analysiere die Verbindung zwischen Vergewaltigung und dem Aufbau des nationalen politischen Körpers. Unter Verwendung verschiedener Primärquellen und Archive führe ich eine umfassende historische Forschung über die Triebkräfte und die Politik dieser Gesellschaft durch. Gestützt auf zeitgenössische Interpretationen der genealogischen Methode von Foucault (Elsa Dorlin, Achille Mbembe) sowie von Autorinnen des schwarzen und dekolonialen Feminismus (Lélia Gonzales, Beatriz Nascimento, Rita Segato) habe ich dokumentiert, wie eine disziplinarische, paramilitärische und tödliche Macht in den letzten zwei Jahrhunderten gegen Gemeinschaften und soziale Bewegungen operierte, die als innere Feinde betrachtet wurden. Ich habe die Präsenz von Vergewaltigung in den Ursprungsmythen der brasilianischen Identität sowie ihre Auswirkungen auf die Konstitution der Weißenheit und einer Art von 'Nicht-Bindung' in der Gesellschaft analysiert. Anschließend zog ich Parallelen zwischen jüngsten Ereignissen in Brasilien und den grundlegenden Prozessen der Ersten Republik, um die zugrunde liegenden Rationalitäten für die Legitimierung dieser Prozesse zu erforschen. Dies ermöglichte es mir zu betonen, wie anthropologische Kategorien als ideologische Waffen der Klasse genutzt wurden und dem nekropolitischen und nekroökonomischen Funktionieren des brasilianischen Staates dienten.

Institution der Dissertation
Université de Paris 8 - Vincennes/ Saint-Denis
Betreuer
Guillaume Sibertin-Blanc

Gespenster des anthropophagischen Weißseins: Die schwarze Frau und Tarsila do Amaral

In dem Projekt "Specters of Anthropophagic Whiteness: 'The Black Woman' and Tarsila do Amaral" (Gespenster des anthropophagischen Weißseins: Die schwarze Frau und Tarsila do Amaral) versuche ich, eine  „Geschichte der Schatten“  zu schreiben, letztere liegen der Geschichte der anthropophagischen Bewegung zugrunde, indem ich ihren Beitrag zur Bildung des Weißseins und seiner Mythen in den künstlerischen Kanon der 1920er Jahre bis zum Neuen Kino der 1960er Jahre analysiere.

Ausgehend von der Analyse des Gemäldes "Die schwarze Frau" (1923) von Tarsila do Amaral, das 1950 zu einem Meilenstein der brasilianischen Moderne wurde, werde ich eine hybride Methodik anwenden, die von schwarzem Feminismus, den Geisteswissenschaften und den Kulturwissenschaften inspiriert ist, um das Gemälde als Archivdokument der multidimensionalen Gewalt zu betrachten, die der Konstitution der (weißen) Kunstgeschichte innewohnt. Diese Arbeit ist basierend auf zwei methodologischen Matrizen aufgebaut: (1) der Problematisierung von Gewalt in/Archiven und Kartographien, die von Autorinnen des schwarzen Feminismus (Saidiya Hartman, Marisa Fuentes, Katherine McKittrick) präsentiert werden, und (2) der Untersuchung in Dialog mit dem Feld der Psychoanalyse, die bei Autoren aus den Kulturwissenschaften und der Anthropologie (Anne McClintock, Rita Segato, Lélia Gonzales und Denise Ferreira da Silva) zu den subjektiven Auswirkungen der Kolonialität in der Kunst und im Imaginären zu finden ist Ich möchte die Bedingungen der Möglichkeit der Existenz des Kunstsystems in der Gewalt, die es konstituiert, sichtbar machen, indem ich die Verflechtung der Bedingungen der Darstellbarkeit, d.h. die symbolische/imaginäre/diskursive Überschneidung von Modernität, Rassenmischung und Familie untersuche. Darüber hinaus beschäftige ich michtmit der Verbindungen zwischen diesem Werk und der lateinamerikanischen Ikonographie der "schwarzen Mütter" und der indigenen Völker, den Ausschluss rassifizierter Familien aus dem nationalen Imaginären, die Räume der Verbreitung und Anerkennung der Künstlerin und der porträtierten Frau.

Publikationen

Publikationen mit Peer-Review-Verfahren

Martins Coelho, B., Ribeiro, F. (2023): Neoliberalismo como máquina de guerra (ou sobre a crise da Biopolítica): Lazzarato contra Foucault (Neoliberalism as a war machine [or on the crisis of Biopolitics]: Lazzarato versus Foucault). In: Argumentos - Revista de Filosofia, n.29, 2023, pp. 228-243. Published

Martins Coelho, B.: ’Sexo, gênero e sexualidades’, de Elsa Dorlin : uma genealogia das práticas teóricas feministas (Sex, Gender and Sexualities', by Elsa Dorlin : a genealogy of feminist theoretical practices). In: Cadernos Pagu (Qualis A1), Unicamp, n. 64, 2022, pp. 1-6, Published.

Anton, D., Azeredo, F., Martins Coelho, B., Pisani M., Ribeiro, F.: Teoria crítica, sujeitos políticos e a situação brasileira: entrevista com Vladimir Safatle   (Critical theory, political issues and the Brazilian situation: an interview with Vladimir Safatle). In: Revista de Filosofia Aurora (Qualis A2), vol. 32, n. 57, 12/2020, pp. 940-964. Published.

Martins Coelho, B.: A filosofia a golpes de martelo de Elsa Dorlin: ‘Se defender’ contra o terrorismo de Estado (Elsa Dorlin's Hammer-Wielding philosophy: 'Defend Yourself' Against State Terrorism). In: TEL Tempo, Espaço e Linguagem: Dossiê: Gênero, discursividades e transversalidades, v. 10 n. 2 , 2019, pp. 282-297. Published.

Martins Coelho, B.: ’Se défendre’, d’Elsa Dorlin – une philosophie à coup de marteau ('Self défense', by Elsa Dorlin - a philosophy with a hammer). In: Revue Implications philosophiques, 21/01/2019. Published.

Martins Coelho, B.: Deleuze, Bergson e o inconsciente (Deleuze, Bergson and the unconscious). In: Revista Discurso (Qualis A1), v. 46, n.2, 11/2016, pp. 161-200. Published

Martins Coelho, B.:  Anti-Édipo - (per)versão masoquista de ‘Deus está morto’: o amor problema segundo Deleuze (The anti-Oedipus, a masochistic version of ‘God is dead’ - the love problem according to Deleuze). In: Revista Ipseitas, v. 1, n. 1, 01/2015, pp. 129-158. Published.

Martins Coelho, B.: Hábito e vida em Gilles Deleuze: considerações sobre os primeiros escritos das décadas de 1950 e 60. (Habit and life in the early writings of Gilles Deleuze -1950-1960). In: Revista Contextura, v.3, 2011, pp. 59–66. Published.

Martins Coelho, B.: O conceito de individuação de Gilles Deleuze: estudo introdutório sobre seu recurso a Espinosa (Essay on the concept of individuation in Gilles Deleuze's writings on Spinoza). In: Revista Humanidades em Diálogo, v.3, 2009, pp. 157-173. Published.

 


Buchkapitel

Martins Coelho, B.: Object: Th’is not-a-paper ‘on’ anthropobscenic university . In: Displacing Theory Through the Global South. Berlin: ICI Press, 01/2024.

Ambra, P., Carrenho, A., Coppedé, Cossi, R., D., Lima, R.,Martins Coelho, B.,Moreira, L. , Musse , M.,Ribeiro, C., Smid, D., da Silva Junior, N.,Neto, S.: O corpo como lugar de inscrição do sofrimento social (The body as a place of inscription of social souffrance). In: Patologias do Social, edited by Christian Dunker, Nelson da Silva Jr. and Vladimir Safatle. Autêntica, 2018, pp. 96-130.

 


Publikationen ohne Peer-Review-Verfahren

Ambra, P., Martins Coelho, B., Smidt, D.: A psicanálise e o neoliberalismo: entrevista com Caterina Koltai, Christian Dunker, Maria Rita Kehl, Nelson da Silva Jr., Paulo Endo e Rodrigo Camargo (Psychoanalysis and neoliberalism - interview with Caterina Koltai, Christian Dunker, Maria Rita Kehl, Nelson da Silva Jr, Paulo Endo and Rodrigo Camargo). In: Lavrapalavra - revue électronique, 03/2017. Published.

Martins Coelho, B.: Manifesto autocobaia – Notas sobre o corpo em Preciado (Manifesto auto-cobaye - notes on the body in the work of Preciado). In: Revista Liminaridade, edited by Coletivo Cartográfico, Núcleo Tríade et Daniel Luhman, v.1, 2015, pp. 72–145. Published.

Martins Coelho, B.: Corpo, escritura e filosofia em Preciado (Body, writing and philosophy in Preciado's work). In: Revista Geni - revue électronique, v. 24, 2015. Published.

Martins Coelho, B.: Úteros artificiais, prostíbulos reprodutivos e clonagem - A contrassexualidade de Preciado versus o prognóstico da dominação tecnológica masculina (Artificial wombs, reproductive brothels and cloning - Preciado's contra-sexuality against the prognosis of the technological male domination). In: Revista Geni, v. 22, 2015. Published.