Claire Mélot | Assoziierte Doktorandin

Mutterinstitut
:
Université Toulouse – Jean Jaurès
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Position
:
Doktorandin
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Fachbereich
:
Philosophie
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Biographie
Claire Mélot ist Architektin und Übersetzerin.
Doktorandin für Philosophie an der Université Toulouse – Jean Jaurès, im Forscher:innenteam ERRAPHIS. Sie ist seit 2018 assoziierte Doktorandin am Zentrum Marc Bloch Berlin und Teil der Forschungsgruppe „Kritisches Denken im Plural. Begriffliche Wege der Sozialforschung“.
Nach ihrer Architektur-Studium am ENSA Toulouse, ENSA Nantes und Technische Universität Berlin hat sie die Post-Master Degree DPEA Architecture et Philosophie in 2012 (ENSA Paris La Villette) abgeschlossen. 2017 wurde sie Stipendiatin der Goldschmidt-Programm für junge deutsch-französische Literaturübersetzende. Sie arbeitet regelmässig als Architektin und Künstlerin mit verschiedene Architekt:innen- und Künstler:innenkollektive in Frankreich, Belgien und Deutschland zusammen. Sie wurde Lehrbeauftragte an der Institut für Kulturwissenschaft der Humboldt Universität Berlin, im Rahmen der Cooperation Marc Bloch Seminare (ZMB/HU Berlin) (WS 2019-2020, WS 2020-21, WS 2021-2022), und an der Université Jean-jaurès Toulouse (2023/24).
Stipendium
- DAAD Kurzstipendium
- DFH/UFA Stidendium - Deutsch-Französische Doktorandenkollegs "Zeitgenössische europäische Philosophien im deutsch-französischen Raum"
- Forschungsstipendium Centre Marc Bloch
- Stipendium zum Promotionsende Centre Marc Bloch
Forschungsthema
Diese Dissertation befasst sich mit dem Begriff der 'Accueil' in der Philosophie und seiner Fähigkeit, sowohl einen physischen als auch einen politischen Raum zu erneuern. Der Moment des Zusammenfügens, auf der Ebene der Geste, die im Begriff ist zu tun und getan zu werden, kann weder erfasst noch bewertet werden: Ich erforsche die theoretischen und politischen Ressourcen dieser Schwelle, dieses Moments, in dem Figuren erfunden werden, die nicht mehr einem ersten Prinzip entsprechen, weder einem kausalen noch einem autoritativen.
Titel der Dissertation
Die Momente der Zusammensetzung. Politische Räume und der Begriff 'accueil' in der PhilosophieZusammenfassung der Dissertation
Diese Dissertation befasst sich mit dem Begriff der 'Accueil' in der Philosophie und seiner Fähigkeit, sowohl einen physischen als auch einen politischen Raum zu erneuern. Der Moment des Zusammenfügens, auf der Ebene der Geste, die im Begriff ist zu tun und getan zu werden, kann weder erfasst noch bewertet werden: Ich erforsche die theoretischen und politischen Ressourcen dieser Schwelle, dieses Moments, in dem Figuren erfunden werden, die nicht mehr einem ersten Prinzip entsprechen, weder einem kausalen noch einem autoritativen.
Im Anschluss an Derridas kritische Lektüre der Hospitalität untersuche ich, inwiefern der Begriff der 'accueil'- der in der Philosophie viel weniger diskutiert wird als der Begriff Hospitality, aber gerade aus den konstitutiv asymmetrischen Bedingungen, die der Tradition der Hospitalität eigen sind, hervorgeht - fruchtbar sein kann, um das gemeinsame Tun und Handeln zu denken. Ich untersuche insbesondere die Besonderheit von Gesten des Zusammenfügens, die improvisieren, um in derselben Bewegung zu entwerfen und zu realisieren: Rund um ein gemeinsames Tun, das ein „Tun-mit dem und den, die schon da sind“ ist, wird eine Mikropolitik der Gesten erfunden, die eine Myriade von Beziehungen entfaltet, deren gemeinsames Merkmal die Improvisation ist. Die tastenden Gesten setzen Gewohnheiten außer Kraft und lassen Neues entstehen. In diesem Sinne sind sie ein privilegierter Ort, um zu experimentieren und zu beobachten, was ich mit dem Handeln-mit und der Agentivität zu beschreiben versuche: vielfältige Art und Weisen, eine Offenheit für das Unvorhersehbare zu leben und zu praktizieren. In einer Zeit der Instrumentalisierung der Diskurse über den Raum, insbesondere unter dem Modell der neoliberalen Stadt seit den 1980er Jahren, schlägt diese Arbeit somit einen Ansatz des Raums als Beziehung vor, um Figuren, Formen und Nutzungen des offenen Raums zu denken, deren „Lexikon noch zu erfinden ist“ (Nancy).
Meine Forschung geht von einem kritischen Ansatz der Phänomenologie des Raums und des Körpers bei Husserl und Merleau-Ponty aus, von den entscheidenden Beiträgen des Denkens von Beauvoir und Arendt, um über Relationalität und Pluralität nachzudenken, und von den jüngsten Arbeiten von Barad und Haraway über Räumlichkeit und Agentivität. Meine Forschungsarbeit ist in einer persönlichen und kollektiven Praxis der Konzeption-Konstruktion in der Architektur verankert, die mit anderen zeitgenössischen Praktiken (insbesondere Tanz und Skulptur) und ihren vielfältigen Formen der Assemblage/Assembly in Dialog tritt, um die Relevanz einer Konzeptualisierung des Begriffs der 'Accueil' als politische Philosophie (Derrida, Nancy, Arendt, Barad) zu erforschen. So untersuche ich zunächst, was die Phänomenologie über die Wahrnehmung des Raums aussagen konnte, und dann, inwiefern die von Beauvoir und Arendt angestoßene politische Wende ausgehend von der Pluralität Wege eröffnet hat, um die Relationalität zu denken. So frage ich insbesondere, ohne ihre jeweiligen Projekte zu verwechseln, inwiefern die von Barad vorgeschlagene Agentivität der Materie (mattering) und die relationale Ontologie ein Echo auf das Denken des Handelns und des Politischen bei Arendt darstellen und was sie zu einem Denken des 'Accueils' ausgehend von den Gesten des Zusammenfügens beitragen können. Ich versuche zu zeigen, dass der 'Accueil' nicht Hospitality ist, insofern er es ermöglicht, den gemeinsamen Raum zu denken und Ressourcen für das gemeinsame Handeln zu mobilisieren.
Der Begriff des 'Accueils' wird mit Motiven des Neuen und Offenen verwoben, um zu verdeutlichen, was Räume formt und wie sie uns im Gegenzug formen. Die Momente der Assemblage sind Momente des Schwebezustands, in denen das Tun und Handeln als politisches Handeln ganz konkret erfahren werden kann und in denen die von Barad entwickelte Raumzeit-Material-in-Zukunft [spacetimemattering], die die Grenzen zwischen Materialität und Materialisierung neu zieht, erahnt werden kann. So untersuche ich, ob und inwiefern es möglich ist, die Figuren des Haufens, der 'Struktion' und der Suspension, die Ko-Emergenz eines Tuns, das beim Tun macht und wieder rückgängig macht, und die Mikropolitik der erprobten Gesten zu befragen, um das subversive Potenzial der 'Accueil' zu denken.
Institution der Dissertation
Betreuer
Organisation von Veranstaltungen
- Deutsch-französischer interdisziplinärer Workshop | ACCUEIL, GASTFREUNDSCHAFT UND POLITISCHE RÄUME | 25. Oktober 2019, Zentrum Marc Bloch, Berlin.
Organisation: Claire Mélot (ERRAPHIS/CMB), zusammen mit Sara Minelli (EHESS Paris / CMB) und Iwona Janicka (Aarhus IAS/ CMB), Cooperation Zentrum Marc Bloch und ERRAPHIS Université Toulouse Jean Jaurès
- CIERA Juniorkonferenz | Machtverhältnisse in der Literatur. Manifestationen und Inszenierungen von Stigmatisierungs-, Herrschafts- und Widerstandsformen im literarischen Bereich, 6. - 7. Mai und 25. Mai 2021, Online. Organisation: Sarah Carlotta Hechler (FUBerlin/CMB), Claire Mélot (ERRAPHIS UT2J/ CMB) et Claire Tomasella (EHESS/IRIS/CMB). Cooperation: CIERA, CMB, Collège doctoral franco-allemand « Construire les différences : structure – ordre social – communication », EHESS, Laboratoire TRANSMIS UT2J, Friedrich Schlegel Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien FU Berlin, ZEIT-Stiftung, Collective for the Study of Cultural Circulation.
Die Momente der Zusammensetzung. Für eine andere Phänomenologie des Raumes.
Ausgehend von den Praktiken der Assemblage in Architektur und Kunst zeichnen Gesten und Materialitäten Nutzungsfelder und Interaktionsfiguren, die heute durch ihre Form selbst die Tradition der Ordnung und des Einen (L'Ordre et l'Un - Nancy) stören. Als Ausgangspunkt und Zugangspunkt zum Vielfältigen und Heterogenen diffraktieren Figuren wie die der Haufen die Ursachen und Folgen dessen, was Bauen, Wohnen und das Teilen eines Raums bedeuten können. Der blinde Fleck der Interaktionen mit dem Raum, die in die konkrete Sinngebung im Alltag einfließen, ist noch zu erforschen: Diskontinuitäten statt Kausalität, Intra-aktionen und Agentivität, Gesten und Materialitäten ermöglichen es, den Raum nicht mehr nur als Substanz, sondern als Beziehung zu denken. Die Formulierung "Momente der Assemblage" bezeichnet somit einen Ansatz, der von der Erfahrung ("Praxis der Assemblage") ausgeht, um die Modi des Begrifflichen zu hinterfragen, wobei er seine eigenen Begriffe, "Momente" und "Assemblage", als dynamische Knotenpunkte eines Lexikons untersucht, dessen Bedeutung im Wandel begriffen ist. So überschneiden sich in diesen aktuellen Forschungsprojekt Fragen zum und über den Raum, zu gestischen Praxen und Interaktionen mit der Materie sowie zu den Möglichkeiten und Grenzen der Konzeptualisierung als Werkzeug zur Mobilisierung einer politischen Philosophie des "tout ensemble" (Nancy).
Une conversation : Annie Ernaux et Rose-Marie Lagrave
03.März 2023Claire Tomasella , Claire Mélot , Sarah Carlotta Hechler , Annie Ernaux et Rose-Marie Lagrave
Collection: Audiographie
ISBN: ISBN 13
Édité par Sarah Carlotta, Claire Mélot, Claire Tomasella
Postface de Paul Pasquali
Avant de se rencontrer à un colloque de l'École normale supérieure, elles avaient mutuellement lu leurs écrits. Annie avait suivi avec intérêt les articles de Rose-Marie dans la revue fondée par Pierre Bourdieu, Actes de la recherche en sciences sociales, Rose-Marie attendu avec un grand empressement chaque roman d’Annie, portées par ce sentiment d’identification si rare entre deux domaines de la pensée longtemps considérés comme opposés. Et pourtant, que ce soit par la sociologie ou la littérature, les démarches des deux autrices se ressemblent: socioanalyse, « auto-sociobiographie » ou comment l’écriture de soi produit une connaissance du social. Dans ce dialogue intellectuel et intime, la romancière Annie Ernaux et la sociologue Rose-Marie Lagrave, issues de la même génération, se livrent à une réflexion sur leurs trajectoires sociales: elles évoquent autant leurs points communs – familles modestes, normandes, bercées par le catholicisme –, que la manière différente dont elles se conçoivent en tant que transfuges de classe. Elles partagent ici leurs parcours, leurs lectures (de Pierre Bourdieu à Virginia Woolf), leurs rapports au travail, à la reconnaissance et à la vieillesse, et donnent à penser l’amitié féministe et l’écriture comme voies vers l’émancipation.
Publikationen
« Pratiques d'assemblages. Texte, architecture, sculpture : la matière comme relation», revue Textimages, en ligne, (avril/mai 2024)
Jacques Dégeilh. Au bord du geste, Cahier d'artiste, revue Textimages, en ligne, (avril/mai 2024)
« Introduction » in Annie Ernaux et Rose-Marie Lagrave, Une conversation, éditions de l’EHESS, coll. « Audiographie », avec C. Tomasella et S. Hechler (2023)
« Les rapports de pouvoir en littérature / Machtverhältnisse in der Literatur », Dossier pour la rubrique Échos, Revue Trajectoires n°15, avec C. Tomasella et S. Hechler, en ligne (2022)
« Les rapports de pouvoir en littérature. Introduction »,in Trajectoires n°15 avec C. Tomasella et S. Hechler, en ligne (2022)
« Alain Damasio, – aufrecht im Freien stehen: La horde du contrevent / Les furtifs », in Diffrakting The Library, Diffrakt, Centre for theoretical periphery en ligne (2020)
Unda, (ré)-habiter le fleuve, zusammen mit Aman Iwan, collectif mit, Adhoc Architectes, VLAN Paysages, éditions Aman Iwan, Paris et en ligne (2019)
Le Mythe de l’homme derrière la technique, José Ortega y Gasset, Übersetzung mit Mathias Rollot und Frederic Bourgeois, éditions Allia (2016)