Dr. Ginevra Martina Venier | Assoziierte Forscherin

Kritisches Denken im Plural. Begriffliche Wege der Sozialforschung
Centre Marc Bloch, Friedrichstraße 191, D-10117 Berlin
E-Mail: ginevra.martina.venier  ( at )  ens.psl.eu Tel: +49(0) 30 / 20 93 70700

Mutterinstitut : École Normale Supérieure (Paris) | Position : Assoziierte Forscherin | Fachbereich : Philosophie |

Biographie

Ginevra M. Venier hat 2023 an der ENS in Paris in Philosophie promoviert. Ihre Forschung befasst sich mit der literarischen Hermeneutik und insbesondere mit der "kritischen" oder "philologischen" Hermeneutik, die in Deutschland von Peter Szondi ausgearbeitet und in Frankreich unter anderem von Jean Bollack weiterentwickelt wurde.

Stipendium

2023: CMB - Doktorandenkolleg „Kulturtransfers – Beiträge zu einer transnationalen und transregionalen Geschichte der Moderne und der Gegenwart“ (ENS, PSL - Universität Leipzig) 

2023: CMB - DAAD France

2024: CMB 

Forschungsthema

literarische Hermeneutik

Titel der Dissertation

Interprétation, traduction, histoire. Apports de l'herméneutique critique à une pensée de la traduction

Zusammenfassung der Dissertation

Ihre Dissertation, deren Titel „Interprétation, traduction, histoire. Apports de l'herméneutique critique à une pensée de la traduction“ lautet, wurde von Marc Crépon und Dominique Combe betreut. Sie geht auf die Frage nach den Ressourcen der kritischen Hermeneutik ein, um sowohl die Historizität der Werke zu erfassen, als auch deren Interpretation und Übersetzung.

Institution der Dissertation
École Normale Supérieure
Betreuer
Marc Crépon, Dominique Combe
Organisation von Veranstaltungen

20-21.06.2024 - Zum Begriff des Kontexts. Eine Herausforderung für die Interpretation und die Übersetzung literarischer Texte? (ENS, Paris)

13-15.10.2022 - Hériter, commenter, traduire : écritures et lectures croisées de Dante, Mandelstam, Celan (ENS, Paris)

02-04.06.2021 - Entre les langues : enjeux éthiques et politiques de la traduction (ENS, Paris)

Zur Aktualität einer kritischen Hermeneutik

Ihr Forschungsprojekt „Zur Aktualität einer kritischen Hermeneutik“ befasst sich mit der Entwicklung der kritischen Hermeneutik in den letzten Jahrzehnten und ihrer Fruchtbarkeit für die Geisteswissenschaften.

Mein Forschungsprojekt zielt darauf ab, zum Studium des hermeneutischen Denkens von Peter Szondi beizutragen und die Werkzeuge zu erkennen, die es den Geisteswissenschaften bietet. Meine Forschung beschreibt die Geschichte von Szondis kritischer Hermeneutik im deutsch-französischen Raum und setzt sie in Beziehung zu ihrer Rezeption in Italien sowie in englisch-, spanisch- und portugiesischsprachigen Ländern. Diese Studie verfolgt ein doppeltes Ziel: Zum einen will sie die hermeneutische Forschung aufwerten, indem sie ihre Implikationen für die Geistes- und Sozialwissenschaften sowie für das politische Leben der Gemeinschaften verdeutlicht; zum anderen will sie einen Beitrag zur Erforschung der transnationalen und transregionalen Geschichte der Geisteswissenschaften leisten, insbesondere im deutsch-französischen Kontext. In diesem Kontext wird die Hermeneutik nämlich meist mit der heideggerianischen Philosophie in Verbindung gebracht. Die von Peter Szondi ab den 1950er Jahren entwickelte Hermeneutik, die im Gegensatz zur heideggerianischen Hermeneutik steht, bleibt hingegen wenig erforscht. Ihre politische Bedeutung, die in ihrer Fähigkeit liegt, eine strenge Interpretation der Texte mit einer originellen Reflexion über die Historizität der Schriften und ihren Wahrheitswert in Einklang zu bringen, wird noch häufig ignoriert. Indem ich das Werkzeug der Kulturtransfers (M. Espagne, M. Werner) nutze, stützt sich meine Forschung sowohl auf die Textinterpretation als auch auf die sozio-historische Untersuchung, um die Entstehung und Entwicklung dieses Denkens über die oben genannten Sprach- und Kulturräume hinweg zu verstehen. Diese Studie beruht hauptsächlich auf der Analyse von Szondis Schriften, ihren Übersetzungen und Dokumenten, die den Transfer seines Denkens belegen, sowie auf Interviews mit den Akteuren dieses Transfers.

Publikationen

„Quentin Skinner et l’herméneutique critique : une entente possible ? Pour une réflexion autour du rôle des traductions dans l’histoire des idées politiques“, in Raisons politiques. 93. 2024.

„Traductologie et transferts culturels. À propos de deux lectures de Celan“, in: Trajectoires. 17. 2024.

„Curzio Malaparte aboie avec les chiens“, in Quinzaines.1256. 2023 ;

„Politiques de Dante. La Comédie en 1965 : poésie, langue, histoire“, in Europe, „Une politique de la littérature“, 2023 ;

Crépon, M., Venier, G. M. (Hgg.). Politique des traductions, Éditions rue d’Ulm, 2023 ;

„Compliquer la structure ? Sur un enjeu des paradigmes de la traduction“, in „Repenser la traduction“, Revue des Sciences Humaines, S. Carlson, A. Vannini, C. Zekri (Hgg.).350. 2023.