Isabel Schröder | Assoziierte Doktorandin

Ehemaliges Mitglied
Dynamiken und Erfahrungen der Globalisierung
Centre Marc Bloch, Friedrichstraße 191, D-10117 Berlin

Mutterinstitut : Humboldt-Universität zu Berlin | Position : Doktorandin | Fachbereich : Afrikawissenschaften |

Biographie

Isabel Schröder ist Doktorandin am Institut für Asien-und Afrikawissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin und assoziierte Doktorandin am Centre Marc Bloch.

  • MA Religion und Kultur, Humboldt-Universität Berlin
  • BA Regionalwissenschaften Asien/Afrika, Humboldt-Universität Berlin
Stipendium
  • Promotionsstipendium der Heinrich Böll Stiftung (April 2018 - April 2021)
  • Promotionsabschlussstipendium des Centre Marc Bloch (Mai 2021 - Juli 2021)
Forschungsthema
  • Stichworte: Gefängnisliteratur, Afrika (insbesondere Eritrea, Kamerun, Marokko, Nigeria, Senegal, Simbabwe), Intersektionalität, Heterotopie, Zeugenschaft
  • Forschungsbereiche: Afrikawissenschaften, Literaturwissenschaften, Gender Studies, Geschichtswissenschaften, Postkolonialismus
Titel der Dissertation

Das Gefängnis schreiben. Zeugnisliteratur und Fiktionen afrikanischer Autorinnen.

Institution der Dissertation
Institut für Asien-und Afrikawissenschaften
Betreuer
Prof. Dr. Susanne Gehrmann
Organisation von Veranstaltungen
  • Junges Forum "Penser la violence en Afrique au travers de l’expérience des femmes: vulnérabilité & subversion“ / „Thinking about violence in Africa through women’s experiences: vulnerability & subversion", 14.-15. September 2020, Centre Marc Bloch, Berlin. Organisation: Jérémie Thérond und Isabel Schröder
  • Koorganisation des zentralen Forschungsseminars am Centre Marc Bloch für das Sommersemester 2021
Aktivitäten
  • Lehrauftrag „Solidarität und ‚Sisterhood‘ in afrikanischer Gefängnisliteratur“, Sommersemester 2019, Institut für Afrikawissenschaften & Kommission für Frauenförderung, Humboldt-Universität zu Berlin
  • Vertreterin der assoziierten Doktorand*innen am Centre Marc Bloch, 11/2020 - 11/2021

                                                

Das Gefängnis schreiben. Zeugnisliteratur und Fiktionen afrikanischer Autorinnen

Mein Forschungsprojekt ist in einem interdisziplinären Rahmen der Literatur- und Afrikawissenschaften, der Gender Studies, der Geschichtswissenschaft und der postkolonialen Theorie verortet.

In meinem Vorhaben beschäftige ich mich mit englisch- und französischsprachigen Gefängnisliteraturen verschiedener afrikanischer Autorinnen aus dem Zeitraum von 1970 bis heute. Ich untersuche dabei sowohl Zeugnistexte (ehemaliger) Gefangener als auch Romane, die im Gefängnis spielen. In meiner Dissertation stelle ich unter anderem die These auf, dass die gemeinsame Analyse von Zeugnistexten und fiktionaler Literatur von besonderem erkenntnistheoretischem Interesse ist, da beide Textsorten dieses Korpus‘ testimoniale Funktionen erfüllen und gleichzeitig Strategien des fiktionalen Erzählens aufweisen. Trotz der sehr unterschiedlichen historisch-politischen sowie kulturellen Kontexte, denen die ausgewählten Gefängnistexte entspringen, ist ihnen oftmals gemeinsam, dass sie auf inhaltlicher Ebene Kritik an politischen Verhältnissen äußern und diese mit einer Kritik an gesellschaftlichen Strukturen verbinden. Zwar ist Letztere in den Texten häufig genderspezifisch, sie kann aber nur in Wechselbeziehung mit anderen Differenzkategorien (z.B. Race, Klasse, Religion, Sexualität, Alter etc.) gedacht und verstanden werden. Um Machtverhältnisse in ihrer Komplexität zu ermitteln, folge ich daher einem intersektionalen Analyseansatz. Diese Forschungsperspektive spielt dabei nicht nur in Bezug auf die soziopolitische Kritik der Autorinnen und Protagonistinnen, die auf die Situation außerhalb des Gefängnisses verweist, eine Rolle, sondern sie ist auch hinsichtlich der Analyse von Machtverhältnissen, die innerhalb des Gefängnisses bestehen, von Bedeutung. Der Gefängnisraum wird hierbei nach Michel Foucault als Heterotopie verstanden. Dies ermöglicht unter anderem diesen Ort als besonderen Reflexionsraum zu fassen, in dem die Autorinnen übliche gesellschaftliche Strukturen, die inner- und außerhalb der Heterotopie wirken, nicht nur anders erkennen und verstehen, sondern teilweise auch unterlaufen können.

Das Gefängnis schreiben. Zeugnisliteratur und Fiktionen afrikanischer Autorinnen

01.April 2025

Isabel Schröder

Edition: Wissenschaftlicher Verlag Trier
ISBN: 9783989400597

https://www.wvttrier.de/p/das-gefaengnis-schreiben

Ausgehend von einem transgenerischen und transregionalen Ansatz widmet sich die Monographie von Isabel Schröder der afrikanischen Gefängnisliteratur. In der Untersuchung werden die in der Rezeption des Genres oftmals vernachlässigten weiblichen Stimmen sichtbar gemacht und in ihrer Vielfalt aufgezeigt. Die Arbeit bringt erstmals zahlreiche englisch- und französisch-sprachige Werke aus verschiedenen Regionen Afrikas zusammen und analysiert im Detail sechs zwischen 1970 und 2015 erschienene Texte afrikanischer Autorinnen aus Eritrea, Kamerun, Marokko, Nigeria, Senegal und Simbabwe. Betrachtet werden sowohl persönliche Zeugnisse Gefangener als auch fiktionale Romane, die das Leben im Gefängnis schildern. Dieser Forschungsansatz ist von besonderem Interesse, da beide Textsorten testimoniale Funktionen erfüllen und gleichzeitig Strategien des fiktionalen Erzählens aufweisen. Trotz der sehr unterschiedlichen historisch-politischen sowie kulturellen Kontexte der Gefängnistexte, ist ihnen oftmals gemeinsam, dass sie auf inhaltlicher Ebene Kritik an politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen äußern sowie an eine moralische Gemeinschaft appellieren. Diese Kritik ist häufig genderspezifisch, sie kann allerdings nur in Wechselbeziehung mit anderen Differenzkategorien gedacht und verstanden werden, weshalb die Analyse konsequent einem intersektionalen Ansatz folgt. Der Gefängnisraum selbst wird als „Heterotopie“ im Sinne Michel Foucaults verstanden – ein Raum, der es den Gefangenen unter anderem ermöglicht, gesellschaftliche Strukturen anders zu erfassen, zu hinterfragen und teilweise auch zu unterlaufen. So entsteht ein kritischer Blick auf die Undurchdringbarkeit und Abgeschlossenheit des Gefängnisses, der literarische und machtpolitische Grenzen auslotet.


Publikationen

Artikel:

  • 2022. "Narrating Lives and Negotiating Space in Prison. A Comparative Analysis of Calixthe Beyala’s Tu t’appelleras Tanga and Petina Gappah’s The Book of Memory", in Crossings & Comparisons in African Literatures and Cultures, herausgegeben von Susanne Gehrmann und Pepetual Mforbe Chiangong. Trier: WVT, 83-102.

Rezensionen:

  • 2019. "Rezension zu: Gilbert, Catherine. From Surviving to Living. Voice, Trauma and Witness in Rwanda Women's Writing (2018)" in Stichproben. Wiener Zeitschrift für kritische Afrikastudien 19/37, 148‐155. (https://stichproben.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/p_stichproben/Artikel/Nummer37/07_Rezension_Schroeder.pdf)

Lexikoneinträge:

  • 2020. "Calixthe Beyala - 'Tu t'appelleras Tanga'", in Kindlers Literatur Lexikon. 3., völlig neu bearbeitete Auflage (2009), herausgegeben von Heinz Ludwig Arnold. Stuttgart [et al.]: Verlag J.B. Metzler. Erschienen in Kindlers Literatur Lexikon Online (www.kll-online.de).
  • 2020. "Mukasonga, Scholastique - 'Biogramm'", in Kindlers Literatur Lexikon. 3., völlig neu bearbeitete Auflage (2009), herausgegeben von Heinz Ludwig Arnold. Stuttgart [et al.]: Verlag J.B. Metzler. Erschienen in Kindlers Literatur Lexikon Online (www.kll-online.de).
  • 2020. "Scholastique Mukasonga - 'Notre-Dame du Nil'", in Kindlers Literatur Lexikon. 3., völlig neu bearbeitete Auflage (2009), herausgegeben von Heinz Ludwig Arnold. Stuttgart [et al.]: Verlag J.B. Metzler. Erschienen in Kindlers Literatur Lexikon Online (www.kll-online.de).
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