Fabien Jobard | Assoziierter Forscher
Ehemaliges Mitglied
Mutterinstitut
:
Centre national de la recherche scientifique
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Fachbereich
:
Politikwissenschaft
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Biographie
Nach Diplom (1992) und Promotion (1998, Betreuer: Pierre Favre) am IEP Paris und zwei Jahren Postdoc-Recherche in Berlin (Max-Planck-Institut/CNRS) habe ich 2013 unter Betreuung von Patrick Le Galès habilitiert. Seit 2000 bin ich Forscher am CNRS.
Meine Promotion beschäftigte sich mit Gewaltanwendung durch die französische Polizei. Die Forschungsergebnisse wurden zunächst 1999 im Verlag L’Harmattan, dann im Jahr 2002 bei La Découverte in der Reihe „Textes à l’appui“ veröffentlicht, die damals von Loïc Blondiaux und Yves Sintomer geleitet wurde. In Berlin habe ich verwaltungstechnische und politische Prozesse der Zusammenführung der ost- und westdeutschen Polizeikorps untersucht; diese Untersuchung ist Gegenstand eines Artikels in der Revue française de science politique 2003. Mit Olivier Fillieule (Université de Lausanne) habe ich über Ordnungskräfte und öffentliche Politik zur Bekämpfung von Drogenkriminalität gearbeitet und mit Pascale Laborier (Université de Nanterre) zwei Ausgaben der Zeitschrift Politix über die deutsche Politikwissenschaft herausgegeben.
Im Jahr 2000 bin ich dem CESDIP (Centre de recherches sociologiques sur le droit et les institutions pénales) beigetreten, das ich von 2010 bis 2014 leiten durfte. Von 2001 bis 2008 habe ich das deutsch-französische Laboratoire européen associé zu Kriminalität und Sicherheits- bzw. Präventionspolitik in Deutschland und Frankreich (das CESDIP, Clersé und Max-Planck-Institut Freiburg verband) geleitet. Am CESDIP, Forschungszentrum international renommierter Spezialisten der Strafrechtssoziologie, habe ich über Formen des Aufstands gegen Polizeigewalt, Denunziation (mit Jean-Paul Brodeur, Université de Montréal), strafrechtliche Entscheidung und Identitätskontrollen geforscht und mit Dave Waddington (Sheffield Hallam University) und Mike King (Birmingham City University) ein ANR-ERSC-Seminar über urbane Unruhen geleitet.
Seit 2016 leite ich zusammen mit Kirstin Drenkhahn (Freie Universität in Berlin) und Tobias Singelnstein (Ruhr Universität in Bochum) das vom frz. GIP MIssion de recherche droit & justice und vom frz. Justizministerium geförderte Forschungsprojekt Punitivités comparées (Ende: 2018 - s. auch das Bloch Notes Okt. 2016).
Seit 2017 leite ich zusammen mit Kirstin Drenkhahn (Freie Universität in Berlin) und Tobias Singelnstein (Ruhr Universität in Bochum) das DFG-ANR Projekt Strafkulturen auf dem Kontinent / Cultures pénales comparées (Ende: 2020 - s. auch die Webseite der Kriminologie Lehrstuhl RUB).
Die meisten dieser Forschungsergebnisse sind auf Englisch, Deutsch oder Französisch veröffentlicht. Alle sind hier verfügbar.
Institution der Dissertation
(ANR-DFG) CPC: Strafkulturen auf dem Kontinent – Frankreich und Deutschland im Vergleich
Strafe und Kriminalität sind Aspekte des kollektiven Lebens, die in allen Gesellschaften eine zentrale Rolle spielen und deren Bedeutung in der jüngeren Vergangenheit erheblich zugenommen hat. Gleichwohl ist die Rolle der Strafe sowohl in verschiedenen Ländern, als auch in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen sehr unterschiedlich ausgeprägt. Sie wird in Medien, Politik und Bevölkerung verschieden verstanden und genutzt. Das Projekt „Strafkulturen auf dem Kontinent“ soll im Projektzeitraum von drei Jahren die Gemeinsamkeiten und Unterschiede des Umgangs mit Strafe in Deutschland und Frankreich in den genannten Bereichen und die Wechselwirkungen zwischen diesen Bereichen herausarbeiten, die als prägend für die Strafkultur einer Gesellschaft verstanden werden. Es wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Agence Nationale de la Recherche (ANR) finanziert und wird von Kirstin Drenkhahn (Freie Universität Berlin), Tobias Singelnstein (Lehrstuhl für Kriminologie der Ruhr Universität in Bochum) und Fabien Jobard (CNRS / Centre Marc Bloch) geleitet. Mathilde Darley (CNRS / Cesdip) und Nicolas Hubé (Université Paris 1 Panthéon - Sorbonne) sind dabei wissenschaftliche PartnerInnen.
Die vergleichende Untersuchung von Strafsystemen folgt bislang meist einer makrosoziologisch geprägten Perspektive. Vor allem im Anschluss an die Arbeiten David Garlands wird dabei in der Regel eine Vielzahl von Ländern vor dem Hintergrund des Wandels gesellschaftlicher Strukturen untersucht. So konnte gezeigt werden, dass zwischen den angloamerikanischen Ländern einerseits und den kontinentaleuropäischen sowie speziell den skandinavischen Ländern andererseits grundlegende Unterschiede in der Handhabung der Strafe bestehen. Diese recht grobe Perspektive vermag es indes nicht, konkretere Unterschiede innerhalb dieser Ländergruppen zu identifizieren.
Vor diesem Hintergrund verfolgt das geplante Projekt eine neuartige, grundlegend andere Herangehensweise. Zum einen werden mit Deutschland und Frankreich nur zwei Länder in den Blick genommen, um einen detaillierteren Vergleich innerhalb der kontinentaleuropäischen Ländergruppe zu ermöglichen. Beide Länder weisen zwar erhebliche Gemeinsamkeiten bezüglich der Rechtssysteme sowie der Wirtschafts- und Sozialstruktur auf. Es bestehen aber auch grundlegende Unterschiede, etwa im Bereich des politischen Systems und der Medienstruktur, von denen erhebliche Auswirkungen auf die jeweilige Strafkultur zu erwarten sind.
Zum anderen wird die Rolle der Strafe in diesen Ländern nicht nur im Hinblick auf einzelne Indikatoren oder Strukturen untersucht. Geplant ist vielmehr eine breit angelegte Untersuchung der gesellschaftlichen Produktion der Strafe in den beiden Ländern. Dafür sollen in den Bereichen Bevölkerung, Politik und Medien jeweils mit verschiedenen qualitativen und quantitativen Methoden einerseits die Bedeutung des Strafens und deren Entwicklung untersucht werden. Andererseits werden die Einstellungen der Akteure und darauf basierende Praktiken erforscht. Auf diesem Weg kann gezeigt werden, wie Strafe in den genannten Bereichen verstanden und genutzt wird, welche Auswirkungen dies auf die jeweils anderen Bereiche hat und wie sich so die Strafkultur der Gesellschaft herstellt. Dabei sind grundlegende Differenzen zwischen Deutschland und Frankreich zu erwarten, deren Herausarbeitung wesentliche Erkenntnisse für das Verständnis der gesellschaftlichen Konstituierung von Strafkulturen verspricht.
Punitivität im Vergleich
Vor diesem Hintergrund werden in dem Projekt – das von März 2016 bis Dezember 2017 gemeinsam mit Tobias Singelnstein (Lehrstuhl für Kriminologie der Ruhr Universität Bochum), Kirstin Drenkhahn (Freie Universität Berlin) sowie Laurent Bègue und Oulmann Zerhouni (Université de Nanterre, laboratoire de psychologie sociale) durchgeführt wird – Einstellungen zur Strafwürdigkeit in der Gesellschaft sowie bei professionellen Rechtsanwendern in Deutschland und Frankreich im Vergleich untersucht. Damit wird zum ersten Mal in einer detaillierteren Perspektive der Frage nachgegangen, wie sich diese Vorstellungen in und zwischen zwei Ländern auf dem europäischen Kontinent unterscheiden.
Für die Untersuchung wird zum einen in beiden Ländern eine repräsentative Bevölkerungsumfrage durchgeführt. Dabei wird anhand von Vignetten – also fiktiven strafrechtlichen Fällen – aus dem Bereich der leichten bis mittleren Kriminalität erfragt, welche Sanktionierung bzw. Verfahrensbeendigung jeweils als angemessen angesehen wird. Zum anderen werden in beiden Ländern Strafrichter und Staatsanwälte mittels eines Online-Fragebogens ebenfalls anhand dieser Vignetten befragt. Bei beiden Gruppen wird die Befragung ergänzt durch Fragen zu sozio-demographischen Merkmalen und zu Einstellungen zur Kriminalpolitik.
Im Rahmen der Auswertung sollen im Besonderen Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Ländern, wie auch zwischen professionellen Rechtsanwendern und Gesamtbevölkerung analysiert werden. Dabei geht es vor allem darum, zunächst einmal grundlegende Aussagen über Einstellungen zu Strafe und über das Strafbedürfnis in Deutschland und Frankreich im Vergleich zu treffen. Deutschland und Frankreich bieten sich dabei als Untersuchungsfelder an. Die Länder weisen zwar grundlegende Gemeinsamkeiten auf, unterscheiden sich aber auch hinsichtlich einiger der in der Forschung diskutierten Einflussfaktoren bezüglich Punitivität, wie z. B. bei der Bedeutung der Boulevardpresse, der Staatsorganisation und dem Wahlsystem.
Politiken der Un-Ordnung. Das Polizieren von Protest in Frankreich
01.März 2024Fabien Jobard , Andrea Kretschmann , Olivier Fillieule, Aldo Legarno
Edition: Springer VS
ISBN: 978-3-658-41397-2
Eine umfassende kritische Analyse, die Sichtweisen und Organisation der französischen Polizei, die unterschiedlichen Protestformen und Protestgruppierungen, die Medien und die politischen Rahmenbedingungen mit einbezieht.
Die Autoren des Buches
Dr. Olivier Filleule, Forschungsdirektor am CNRS und Professor am Institut d'études politiques der Universität Lausanne.
Dr. Fabien Jobard, Forschungsdirektor am CNRS, angesiedelt am CESDIP und assoziiiert am Centre Marc Bloch.
Spiegelbildlich dazu steht eine Geschichte der deutschen Polizei mit besonderer Berücksichtigung des Polizierens von Protest vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
Die Herausgerber*innen aus dem Französischen und Autor*innen des Essays
Dr. Andrea Kretschmann, Professorin für Kultursoziologie an der Leuphana Universität Lüneburg, assoziiert am Centre Marc Bloch.
Dr. Aldo Legarno, freier Sozialwissenschaftler.
« Désescalade de la violence et gestion des foules protestataires. Quelle(s) articulation(s) en France et en Europe aujourd’hui ? »
15.Oktober 2021Fabien Jobard , Andrea Kretschmann, Anne Wuilleumier (dir. INHESJ1), Olivier Fillieule (Université de Lausanne, IEPH), Fabien Jobard (Cesdip), Andrea Kretschmann (Centre Marc Bloch de Berlin), Aurélien Restelli (Cesdip), Pascal Viot (Université de Lausanne, IEPH)
L’étude « Désescalade de la violence et gestion des foules protestataires. Quelle(s) articulation(s) en France et en Europe aujourd’hui ? » examine les épreuves du maintien de l’ordre en France au cours des dernières décennies ainsi que l’agenda européen de la désescalade de la violence en contexte
manifestant.
À partir d’un dispositif de recherche participatif avec les acteurs de la Police et de la Gendarmerie nationales françaises et de plusieurs enquêtes par entretiens et observations en France et en Europe, elle constate une distance persistante entre les conceptions françaises du maintien de l’ordre et celles promues notamment en Europe du nord, même si les acteurs français regardent désormais les pratiques européennes de maintien de l’ordre avec intérêt.
https://www.defenseurdesdroits.fr/sites/default/files/atoms/files/etres-desescviol-num-29.11.21.pdf
Revue française de science politique 70-5, octobre 2020
30.November 2020Jérémy Geeraert , Fabien Jobard , Bénédicte Laumond , Irina Mützelburg , Ulrike Zeigermann
Collection: Revue française de science politique
ISBN: 00352950
Sociologie politique des passeurs-Quand les passeurs passent par les organisations internationales-Produire des passeurs-Des passeurs en quête de prévention contre l'extrémisme de droite-Le transfert et la consolidation des normes du soin de la précarité vers l’hôpital public.
Le dossier thématique de ce numéro est consacré à une nouvelle catégorie d'analyse, celle des passeurs de normes, d’idées et d’instruments d’action publique, qui permet d’interroger à nouveaux frais le domaine des policy transfer studies. Au croisement de la sociologie de l’international et de la sociologie de l’analyse des politiques publiques, cette approche accorde une place centrale à la sociologie des acteurs en contexte, tant national qu’international ou transnational, ainsi qu’à la temporalité des dynamiques de passage. Une chronique bibliographique varia complète ce volume.
Edition: DE GRUYTER OLDENBOURG
ISBN: 978-3-11-065835-4
Politischer Protest und Gewalt sind in der Vergangenheit vielfach zum Gegenstand historischer, soziologischer und politikwissenschaftlicher Forschung geworden, ohne dass allerdings ihr spezifischer stadträumlicher Kontext Berücksichtigung gefunden hätte. Ausgehend von Henri Lefebvres Konzept eines "Rechts auf die Stadt" - und in kritischer Auseinandersetzung mit demselben - entwickeln die Autoren des vorliegenden Bandes spezifische Zugänge zum Verhältnis von politischer Gewalt und Stadtraum. Dabei rücken vor allem drei Kernfragen in den Blick: Kann Gewalt als erfolgversprechender Versuch gewertet werden, an der städtischen Politik zu partizipieren? Sind stadträumliche Veränderungen ursächlich für den Ausbruch von Gewalt im urbanen Kontext? Welche Konzepte und Praktiken wenden polizeiliche Sicherheitsapparate an, um städtische Räume zu kontrollieren und in welchem Verhältnis stehen diese zu Gewaltphänomenen? Diese drei Fragen stehen im Fokus von acht europäischen und globalen Fallstudien.
ISBN: 978-2-1307-8913-0
Manifestations, banlieues, contrôles d’identité, violences, histoire coloniale : la police se trouve au cœur de la question sociale. Institution en quête d’autonomie et instrument du pouvoir étatique, elle contribue également à la fabrication du politique. C’est ce lien entre police, société et politique que cet ouvrage souhaite actualiser à la lumière de recherches récentes en sciences sociales. Depuis une dizaine d’années en effet, des questionnements originaux ont renouvelé la compréhension des ressorts de l’action policière et de ses liens tant avec la société civile qu’avec le champ politique. Les textes rassemblés dans cet ouvrage reviennent ainsi sur de nombreux débats contemporains : les doctrines du maintien de l’ordre, le combat judiciaire autour des contrôles au faciès, l’utilisation de la police en banlieue ou encore la survivance de dynamiques postcoloniales dans l’action policière. À ce titre, l’ouvrage permet de faire le point sur les continuités et les ruptures des pratiques policières, des formes d’activisme qu’elles suscitent et des usages politiques de l’appareil policier. Jérémie Gauthier est chercheur à l’Institut de recherche interdisciplinaire sur les enjeux sociaux (IRIS-EHESS) et au Centre Marc Bloch de Berlin. Il travaille sur les questions de police et de sécurité en France et en Allemagne ainsi que sur les pratiques et représentations ordinaires des gouvernés face aux administrations. Fabien Jobard est directeur de recherches au CNRS, affecté au Centre Marc Bloch à Berlin. Après avoir travaillé sur la police, les mobilisations contre les violences policières ou les mécaniques correctionnelles, il s’attache aujourd’hui à comparer les cultures pénales en France et en Allemagne.
Sociologie de la police - Politiques, organisations, réformes
30.September 2015Fabien Jobard , Jacques de Maillard
Collection: Collection U
ISBN: 9782200603502
La police au sens large – nationale, municipale, privée, gendarmerie – constitue un véritable acteur du jeu politique et un enjeu d’une centralité croissante dans le débat public. Mais elle est aussi un instrument de production de sens et de représentations politiques en ce qu’elle contribue à l’émergence de catégories descriptives qui participent de l’imaginaire collectif : crime crapuleux, outrage, racaille, violence collective, manifestation, ordre public… en sont des exemples connus. La police est devenue un élément incontournable des sociétés contemporaines.
Pourquoi et comment la police s’est-elle constituée ? Quelle est la nature de l’organisation policière et quels rapports entretient-elle avec les autorités politiques ? Qui sont les agents de police (leur origine, leur profil) ? En quoi consistent leurs activités et quelles en sont les déviances ? Quelles transformations et réformes sont aujourd’hui possibles ?
Pour répondre à l’ensemble de ces questions, ce manuel sans équivalent propose à la fois une sociologie et une science politique de la police. Riche en exemples dépassant le seul cadre français, appuyé sur de nombreux travaux de terrain et une dense littérature, il vient éclairer de manière originale les rapports entre la police et le politique, et interroger le fonctionnement de nos démocraties.
Publikationen
Alle Veröffentlichungen in frz., dt., engl. sind auf HAL-SHS herunterzuladen: https://halshs.archives-ouvertes.fr/search/index/q/%2A/authIdHal_s/fabien-jobard/
Letztere Bücher:
- 2018: mit Jérémie Gauthier, Police. Questions sensibles. Paris : Presses Universitaires de France, 101 Seiten.
- 2015: mit Jacques de Maillard, Sociologie de la police. Organisation politique réforme. Paris : Armand Colin, 304 Seiten.
Letztere wiss. Aufsätze:
- 2018: Ein politisches Recht. Zwei Jahre Ausnahmezustand in Frankreich (November 2015 bis November 2017), in Tobias Singelnstein, Jens Puschke (dir.), Der Staat und die Sicherheitsgesellschaft.. Wiesbaden: Springer-VS, 2018, S. 124-149.
- 2017: (in Zusammenarbeit mit Jacques de Maillard, Carole Gayet-Viaud), Restoring public’s trust in the police. Auxiliaries as an innovation in French policing, Penal Issues. July 2017.
- 2017: Terrorismus. Nicht nur ein Problem der inneren Sicherheit, Der Leviathan, 45, 4, 2017, p. 592-599